Der FDP-Gesundheitsexperte Lars Lindemann sieht wenig Spielraum für ein höheres Apothekenhonorar. Man könne sich aber den Kassenabschlag noch einmal ansehen, sagte er bei einer Diskussionsrunde der beiden Pharmaverbände BAH und BPI.
Eigentlich hatte am gestrigen Abend die Fusion der beiden Verbände gefeiert werden sollen, doch nachdem diese auch im zweiten Anlauf geplatzt war, herrschte trübe Stimmung. Auch die gesundheitspolitische Diskussionsrunde mit Vertretern von SPD, FDP und CDU – die Grünen waren mal wieder nicht erschienen – entwickelte sich etwas schwerfällig: Niemand auf der Bühne konnte substanzielle Versprechungen machen, stattdessen versuchten alle drei Politiker, auf größtmöglichen Abstand zum Gesundheitsminister zu gehen.
Und so wandte sich BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen am Ende ein wenig hilfesuchend an Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, die am Gästetisch saß: Was sich denn die Apotheken am meisten wünschten?
Deren wortreiche Erklärung wollte Lindemann wohl bewusst missverstehen, jedenfalls knüpfte er mit der Bemerkung an: „Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie keine Honorarforderung gestellt haben.“ Die Spielräume für eine höhere Vergütung seien ohnehin eng, sodass es schwierig sei, hier etwas zu bewegen. Man müsse aber in solchen Zeiten dafür sorgen, dass diejenigen, die die Versorgung übernehmen, mehr Spielraum, mehr Beinfreiheit bekämen.
Retaxationen etwa seien ein Ausdruck von „Misstrauenskultur“, die im Gesundheitswesen unangebracht sei. Man müsse denjenigen, die das Versorgungsversprechen tagtäglich und teilweise unter großem Einsatz einlösten und den Patientinnen und Patienten auch erklären müssten, was die Politik nicht so toll geregelt habe, mehr Vertrauen entgegenbringen. Wenn Ärzte und Apotheker vor Ort ein Vertrauensverhältnis hätten, dann gehe es die Politik nichts an, wie die Versorgungsziele erreichte würden. Er habe verstanden, dass man hier noch lange nicht alles umgesetzt habe, was möglich sei.
Auch müsse man sich die Frage stellen, ob der Kassenabschlag noch gerechtfertigt sei – also dem entspreche, was man seinerzeit beabsichtigt habe. „Aber wie gesagt, wir bewegen uns nicht im luftleeren Raum, die Spielräume sind eng, daher müssen wir schrittweise und in der genannten Reihenfolge vorgehen.“
In dieselbe Richtung argumentierte Dr. Georg Kippels (CDU): „Wir müssen mehr Austausch zulassen.“ Apothekerinnen und Apotheker seien ja keine Logistiker, sondern Pharmazeuten. Den Unterschied habe man in den vergangenen Monaten gesehen, da Engpässe nur dank der geistigen Fähigkeiten der Teams in den Apotheken oft gelöst werden konnten. „Das war wirklich bewundernswert.“
Martina Stamm-Fibich (SPD) gab unverhohlen zu Protokoll, dass sie mit der Arbeit ihres Parteikollegen Karl Lauterbach nicht einverstanden ist. Es sei an der Zeit, das Kanzler Olaf Scholz in der Gesundheitspolitik ein paar Akzente setze. Dies gelte vor allem für Dinge, die man in den Fraktionen offenbar nicht lösen könne.
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