Lilial: Umstrittener Duftstoff wird verboten Alexandra Negt, 09.02.2022 14:22 Uhr
Lilial gehört zu den umstrittenen Duftstoffen in Kosmetika. Doch auch in Waschmittel oder Reinigungsmitteln ist der nach Maiglöckchen riechende Stoff enthalten. Bisher musste Lilial namentlich auf der Verpackung gekennzeichnet sein. Ab März darf das aromatische Aldehyd nicht mehr in Kosmetika verarbeitet werden. In der Apotheke kommt es zu zahlreichen Rückrufen.
Bei Öko-Test wird Lilial seit langem kritisiert. Der Duftstoff, der dazu führt, dass Creme, Shampoo & Co. blumig nach Maiglöckchen duften, besitzt ein gewisses Allergierisiko. Dabei wird Butylphenyl Methylpropional, wie Lilial auch genannt wird, immer noch in zahlreichen Produkten angewendet – auch in der Apotheke, das zeigen die aktuellen Rückrufe. Allein bei Pierre Fabre sind über 20 Produkte betroffen. Auch bei anderen Herstellern kommt es zu Rückrufen, so beispielsweise bei GSK – sowohl das Stieprox Classic als auch das Stieprox Intensiv Shampoo werden zurückgerufen.
Synonyme: Lilial ist auch bekannt als Lysmeral, Butylphenylmethylpropional oder chemisch 2-(4-tert-Butylbenzyl)propionaldehyde (CAS-Nr. 80-54-6).
Lilial ist fortpflanzungschädigend
Das Allergierisiko ist nicht der einzige Grund für das Verbot in Kosmetika. Der Stoff zeigt im Tierversuch fortpflanzungschädigende Eigenschaften. Im vergangenen Jahr hatte die EU die Substanz daher als CMR-Stoff der Kategorie 1B eingestuft. In diese CLP-Kategorie (Classification, Labelling and Packaging) gehören Stoffe, bei denen davon auszugehen ist, dass sie vererbbare Mutationen an menschlichen Keimzellen auslösen.
Die Verwendung von Lilial ist überdies nicht mehr notwendig. Neu entwickelte Verbindungen zeigen ein ähnliches Geruchsprofil, sodass betroffene Produkte zwar auf andere Inhaltsstoffe umgestellt werden müssten, die Kund:innen jedoch nicht auf den altbekannten Duft verzichten müssen. Ein Lieferengpass sollte zumindest bei Stieprox nicht aufkommen: GSK kündigt bereits an, dass Shampoos mit der neuen Zusammensetzung ab Mitte Februar erhältlich sein werden.
Fachgruppen und -verbände warnen bereits seit längerem vor der Verwendung Lilial-haltigen Produkte bei gewissen Vorerkrankungen. „Aufgrund der allergieauslösenden Eigenschaften ist der synthetische Duftstoff für Kontaktallergiker:innen und duftstoffsensible Personen bedenklich“, informierte der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB). „Lilial kann allergische Reaktionen mit Entzündung, Juckreiz, Bläschen nach einem direkten Kontakt auf der Haut auslösen. Da Kontaktallergien nicht heilbar sind, ist das Meiden des Duftstoffs für entsprechend sensibilisierte Patienten:innen im Alltag wichtig.“
Wer gegen einen Duftstoff allergisch ist, der reagiert mit der Zeit meist auch auf andere. Daher empfiehlt der DAAB den generellen Einsatz von duftstofffreien und unparfumierten Produkten.
Viele Duftstoffe müssen aufgrund ihres Allergierisikos namentlich deklariert werden. Der alleinige Hinweis „Parfum“ reicht nicht aus:
- Linalool
- Isoeugenol
- Zimtaldehyd (Cinnamal)
- Citral (Citral)
- Citronellol (Citronellol)
- Cumarin (Coumarin)
- D-Limonen (d-Limonene)
- Eugenol (Eugenol)
- Farnesol (Farnesol)
- Geraniol (Geraniol)
- 2-Benzylidenheptanal (Amyl cinnamal)
- 3-Phenylprop-2-en-1-ol (Cinnamyl alcohol)
- 2-Benzylidenoctanal (Hexyl cinnamaldehyde)
- 7-Hydroxy-3,7-dimethyloctanal (Hydroxycitronellal)