Apotheker- und Ärzteschaft in Niedersachsen haben sich wegen anhaltender Lieferengpässe zusammengeschlossen und warnen: Sollte es nicht konkrete weiterführende Maßnahmen geben, droht eine weitere Verschlechterung der Lage. Sie haben eine klare Forderung.
Der niedersächsische Landesapothekerverband (LAV) sowie die Kassen- und -zahnärzt:innen haben vor einer weiteren Verschlechterung der Arzneimittelversorgung gewarnt. Sie fordern die Politik zum Handeln und zu größeren Anstrengungen auf, um die Versorgung sicherzustellen. Berend Groeneveld, der Vorsitzender des Landesapothekerverbands, betonte: „Es ist absehbar, dass sich die Versorgungssituation ohne zusätzliche Maßnahmen weiter verschlechtern wird.“
Groeneveld forderte, die Abhängigkeiten von Drittstaaten bei der Arzneimittelherstellung zu verringern, Lieferketten robuster zu machen und die heimische pharmazeutische Produktion zu stärken – wie auch den Forschungs- und Entwicklungsstandort Deutschland.
Lieferengpässe könnten zudem das Vertrauen der Bevölkerung in die Versorgung „nachhaltig negativ“ beeinflussen, so der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Thorsten Schmidt. Das Engpass-Gesetz (ALBVVG) sei „zwar ein wichtiger, aber nur ein erster Schritt. Mittlerweile ist klar, dass das Gesetz die bestehenden Engpässe weder kurzfristig abwenden noch langfristig beseitigen wird“, sagte Schmidt.
Nach Einschätzung von Dr. Jürgen Hadenfeldt, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen, zeigt die derzeitige Versorgungslage, „dass bestehende Gesetze und das Arzneimittelrecht keine geeigneten Instrumentarien sind, um die aktuellen Liefer- und Versorgungsengpässe kurzfristig bewältigen zu können“.
Als Grund für die Lieferengpässe nennen die Verbände vor allem die Abhängigkeit von Wirkstoff-Produzenten im Ausland: Fast 70 Prozent der Produktionsorte für Wirkstoffe, die für Europa bestimmt seien, lägen in Asien. Bei Fertigungsproblemen, Verunreinigungen, Produktionsausfällen oder Stockungen in der Lieferkette könne dies Auswirkungen auf Deutschland haben. Ein weiterer Grund sei die Marktkonzentration: Für manche Wirkstoffe gebe es nur einen einzigen Anbieter.
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