Lieferengpässe waren laut einer Umfrage unter Apothekenteams in diesem Jahr schlimmer als je zuvor. Und für 2020 erwarten Apotheker und PTA keine Verbesserung – im Gegenteil. Die Branche zieht Bilanz und wagt einen Ausblick.
Bei der Befragung des Apothekenpanels aposcope unter 315 Inhabern, angestellten Apothekern und PTA stimmten 97 Prozent der Aussage zu: „Lieferengpässe waren 2019 so schlimm wie noch nie.“ Die Apothekenleiter unter den Teilnehmern waren sogar ausnahmslos dieser Ansicht. Und trotz dieser schwierigen Situation erwarten 63 Prozent der Befragten, dass es 2020 noch schlimmer wird, weitere 26 Prozent erwarten eine vergleichbare Ausfallquote.
In einem Freitextfeld wurden Begriffe aus dem Umfeld Lieferfähigkeit und -engpässe von fast jedem Vierten (24 Prozent) als größte Herausforderung für das kommende Jahr genannt und liegt damit leicht vor dem Versandhandel und der wachsenden Konkurrenz durch Online-Apotheken (23 Prozent). Nur die bevorstehende Einführung des E-Rezepts wurde noch häufiger als größte Herausforderung genannt.
Und wie war 2019 unter dem Strich? 36 Prozent bewerten das vergangene Jahr für ihre Apotheke als „gut“, eine Minderheit von 2,5 Prozent „sehr gut“. Weitere 47 Prozent sprechen von einem durchschnittlichen Jahr. Auf der anderen Seite sprechen 6,7 Prozent von einem „verlorenen“ Jahr und 7 Prozent gar von einem „katastrophalen“. 30 Jahre nach dem Mauerfall gibt es bei dieser Einschätzung keine nennenswerten Unterschiede zwischen Ost und West. Allerdings bewerten die Angestellten die Situation tendenziell positiver als die Inhaber.
Obwohl die Mehrheit in den Apotheken also mit 2019 gar nicht so unzufrieden war, sehen die meisten für die gesamte Branche schwarz. Diese Diskrepanz ist ein wiederkehrendes Phänomen bei vergleichbaren Umfragen. Kein einziger Teilnehmer sieht ein exzellentes Jahr für die Branche und nur knapp jeder zehnte ein gutes. 48 Prozent bewerten das Jahr als durchschnittlich, aber 24 beziehungsweise 15 Prozent als verloren oder katastrophal. Unter den Inhabern ist sogar mehr als die Hälfte (56 Prozent) pessimistisch mit Blick auf die Apotheken insgesamt. In diesem Kontext zu sehen: 90 Prozent der Befragten glauben, dass immer mehr Inhaber Schwierigkeiten haben werden, einen Nachfolger für ihre Apotheke zu finden.
Und der Blick in die Zukunft ist nicht unbedingt heller: Kein einziger Inhaber glaubt, dass es den Apotheken 2020 besser gehen wird, 80 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Unter allen Befragten gehen 36 Prozent von unveränderten Verhältnissen aus. Etwas tröstlich: Auch in dieser Frage sind die pharmazeutischen Fachkräfte positiver gestimmt mit Blick auf den eigenen Betrieb im kommenden Jahr. Allerdings fürchten 43 Prozent, dass sich die Großhandelskonditionen im nächsten Jahr verschlechtern könnten, auf Verbesserung hoffen nur 7,3 Prozent.
Eine Verschärfung der Situation erwartet eine Mehrheit (64 Prozent) beim Thema Personalmangel. Die Befragten in den neuen Bundesländern liegen sogar 10 Prozentpunkte über den Kollegen in Westdeutschland. Die Inhaber sind in dieser wie in den meisten anderen Fragen pessimistischer als die Angestellten, 76 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Auch bei der eigenen Honorierung sind die Apothekenteams nicht besonders hoffnungsfroh: Eine Mehrheit geht von unveränderten (54 Prozent) oder gar schlechtere (27 Prozent) Verhältnissen aus, nur 8,6 Prozent erwarten mehr Geld. In dieser Frage sind die Inhaber allerdings positiver gestimmt als ihre Angestellten.
An der aposcope-Umfrage nahmen am 16. Dezember 2019 insgesamt 315 Inhaber, angestellte Apotheker und PTA teil.
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