Die geplante Apothekenreform kann Sarah Doll nicht überzeugen. „Was soll man daran gut finden? Es ist der Weg in eine Zwei-Klassen-Medizin“, sagt die Inhaberin der Rathaus-Apotheke in Schwerte. Besonders der Vorstoß, einen Betrieb ohne einen Approbierten zu führen, sei „keine Lösung“.
Der Gesetzentwurf in seiner jetzigen Form führe zu Qualitätseinbußen und einem Ungleichgewicht zwischen Apotheken, warnt Doll. Seit neun Jahren ist sie selbstständig. Dass sich gesetzlich etwas tun muss, sei klar. „Wir brauchen vor allem mehr Geld im System. Da hilft uns eine Umverteilung auch nicht.“
Doll verweist auf das Beispiel Telepharmazie. Die Regelung dient dem Kabinettsentwurf zufolge insbesondere der Personalflexibilisierung. In der Praxis sieht Doll jedoch ein Problem: „Wie sollen wir einen Mangelberuf durch einen anderen ersetzen?“, fragt sie sich. Denn auch wenn dadurch weniger Apothekerinnen oder Apotheker gebraucht würden, gebe es weiterhin nicht genug PTA. Auch die im Nachgang in diesem Passus aufgenommenen Pharmazieingeneurinnen und -ingenieure seien rar.
Die Zuschaltung von Approbierten über einen Bildschirm sei nicht praxistauglich, so Doll. „Es kommt mehrmals am Tag vor, dass die Apotheker um Rat gefragt werden beispielsweise bei Wechselwirkungen oder Lieferengpässen. Wie lange soll das denn dauern, bis eine Antwort da ist, wie lange sollen die Leute warten?“ Die Nichtverfügbarkeiten würden nicht weniger, da würden Approbierte noch öfter benötigt.
Zudem sei es eine „Unverschämtheit“ vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) davon auszugehen, dass PTA in den sogenannten Light-Apotheken ohne Approbierte tätig seien und dafür kein höheres Gehalt verdienten. Die Einsparrechnung kommt aus ihrer Sicht nicht hin.
Doll befürwortet die Pläne, die Lagerung von Betäubungsmitteln in Kommissionierautomaten zu ermöglichen und die Notdienstvergütung anzuheben. Diese Maßnahmen seien zwar nett, retteten aber keine Apotheke oder sorgten dafür, dass die Inhaberin oder der Inhaber entlastet würden. Die Arbeit als selbstständige Apothekerin habe „sich nicht zum Positiven entwickelt“, sagt sie. „Die Lage ist schlechter geworden. Ich weiß nicht, ob ich es nochmal machen würde.“
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