Während sich die Kassen für die Übernahme von Mehrkosten bei nicht lieferbaren Fiebersäften feiern, klagt Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening über unnötige Bürokratie. „Ein individuell hergestellter Fiebersaft in der Apotheke kostet natürlich mehr und die Krankenkassen erstatten das nicht, wenn es nicht auf dem Rezept verordnet steht. Der Arzt kann aber nicht wissen, dass es in der Apotheke keinen Fiebersaft geben wird“, sagte Gabriele Overwiening der Deutschen Presse-Agentur. So entstehe nur wegen der Krankenkassen eine völlig unnötige Bürokratie.
Es wäre ihrer Ansicht nach sinnvoll, dass Apotheken entscheiden könnten, wann sie das Mittel selbst herstellen. Ein weiteres Problem sei der zeitliche Mehraufwand, sagte Overwiening. Denn: „Wir dürfen das auch nicht im Voraus herstellen.“ Nach wie vor gibt es keine Ausnahmeregelung, sodass für die Defektur die regelmäßige Verordnung nachgewiesen werden müsste.
„Die Apotheken sind sehr belastet und oft am Ende ihrer Kräfte. Die Apothekerinnen und Apotheker bekommen die ganze Enttäuschung der Menschen ab“, sagte Overwiening. „Die Probleme entstehen vorher und das muss dann in der Apotheke ausgebadet werden.“
Doch was sollen Eltern mit einem kranken Kind tun, wenn der Husten- oder Fiebersaft knapp ist? „Ich rate den Eltern: Gehen Sie mit ein bisschen Zeit und Geduld in die Apotheke“, sagte sie. „Das Team der Apotheke wird mit ihnen nach einer Lösung suchen.“ Der Rat der Apothekerinnen und Apotheker sei wichtig, denn dabei müssten viele Faktoren beachtete werden – etwa das Alter der Kinder oder ob sie schon gut Tabletten schlucken können.
Wichtig sei ihr vor allem, dass Eltern nicht panisch werden und Medikamente hamstern. „Diejenigen, die hamstern, machen das ja meistens, wenn sie gesund sind“, sagte Overwiening. „Dann fehlt denen, die gerade krank sind, das Arzneimittel. Das ist ein Teufelskreis“
Auch mit Blick auf die Weihnachtstage will Overwiening die Menschen beruhigen. „Die Apotheken wissen heute schon, wer Notdienst hat“, sagte sie. Diese Apotheken würden sich ausrüsten und dann auch mehr vorrätig haben. „Da bin ich sicher, dass meine Kollegen in den Apotheken für eine sichere Versorgung sorgen werden.“
Mit ihrem Appell, keine Medikamente auf Vorrat zu kaufen, hat es Overwiening in dieser Woche sogar in den „Spiegel“ geschafft: „Deutschlands Chefapothekerin warnt: ‚Bitte, bitte: Nicht hamstern!‘“, so der Titel des Beitrags, in dem sie erklärt, woran es liegt – und warum es schwierig bleibt. Auch zahlreiche anderen Medien berichteten.
„Bild“ hatte bundesweit Apotheken befragt, welche Medikamente am meisten fehlen. Auf der „großen Bild-Liste zum Pillen-Notstand“ stehen unter anderem die Schmerzmittel Ibuprofen und Paracetamol und die Hustenlöser ACC und Prospan, aber auch Buscopan, Elektrolyte, die Antibiotika Penicillin, Amoxiclav („Amoksiklav“), Amoxicillin, Cotrim, Cefpodoxim, Cefuroxim („Cefuroxyim“) und Clarithromycin sowie die Blutdrucksenker Bisoprolol, Candesartan und Valsartan sowie Omeprazol, Rosuvastatin und die Schilddrüsenpräparate Natriumiodid und Levothyroxin-Natrium.
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