Die Lieferengpässe sind allgegenwärtig, laut einer Blitzumfrage des Apothekerverbanders Nordrhein (AVNR) ist inzwischen fast jedes zweite Rezept betroffen. Zusätzlich zum erhöhten Kassenabschlag stellen auch die Engpässe eine betriebswirtschaftliche Belastung für die Apotheken dar, die geplante Prämie sei „beleidigend“.
Innerhalb von 48 Stunden beteiligten sich vergangene Woche laut AVNR mehr als 400 Apotheken an der Blitzumfrage zu den Lieferengpässen, das entspreche etwa 25 Prozent der Mitglieder. Fast jedes zweite Rezept sei inzwischen betroffen, durch den Mehraufwand entstünden pro Apotheke monatlich Kosten von etwa 3000 Euro – also 36.000 Euro pro Jahr. Hinzu kämen Honorareinbußen durch die Erhöhung des Kassenabschlages und nicht abgegebene Packungen aufgrund der Nichtverfügbarkeit.
„Allein schon die starke Resonanz auf unsere Blitzumfrage innerhalb kürzester Zeit zeigt, dass das Thema Lieferengpässe in den Apotheken derzeit höchste Priorität hat. In über 130 Kommentare haben die Kolleginnen und Kollegen vor allem das unerträgliche Maß an Belastung ihrer Teams zum Ausdruck gebracht“, so der Verbandsvorsitzende Thomas Preis. „Dabei wurden insbesondere auch der bisher nicht honorierte, extreme Zeitaufwand und die damit verbundenen Umsatz- und Ertragseinbußen angeprangert.“
Die Apotheken seien auch nach den „Zeitfressern“ gefragt worden, den größten zeitlichen Aufwand würden für 60 Prozent der Teams Rückrufe und das erneute Vorlegen des Rezeptes in der Arztpraxis sowie die Nachfrage bei der Recherche nach noch lieferbaren Arzneimitteln bei Großhändlern und Herstellern bedeuten. Für die Hälfte der Teilnehmenden seien es die enorm gestiegenen Belastungen bei der Beratung der Patienten sowie bei der „aufwändigen Dokumentation“ verbunden mit der „gleichzeitigen Befürchtung von Retaxationen“.
Die Veröffentlichung des Referentenentwurfs zum Gesetz gegen Lieferengpässe wurde zuletzt auf einen unbestimmten Zeitpunkt im ersten Quartal verschoben. „Wir haben dafür keinerlei Verständnis“, so Preis. Die angekündigte Prämie in Höhe von 50 Cent, die voraussichtlich an zusätzlichen Dokumentationsaufwand geknüpft sein wird, sei von Mitgliedern „als beleidigend“ gewertet worden. „Diese auf die lange Bank zu schieben, ist ein Schlag ins Gesicht des Berufsstandes, der mit größtem Einsatz dafür gesorgt hat, dass aus den Lieferengpässen bisher kein Versorgungsnotstand entstanden ist“, so Preis. „Das Maß ist voll! Betriebswirtschaftlich sind der nicht vergütete Mehraufwand, die Umsatzverluste, seit Februar noch verbunden mit dem erhöhten Kassenabschlag für immer mehr Apotheken nicht mehr tragbar.“
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