Hoher Besuch in der Oberen Apotheke in Dachau. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) nahm sich am Mittwoch etwa eine Stunde Zeit, um sich im Betrieb von Maximilian Lernbecher über drängende Themen der Apotheker zu informieren.
Gemeinsam mit seinem Sprecher sowie Christian Bredl, Leiter der TK-Landesvertretung Bayerrn, schaute Holetschek am Mittwochnachmittag bei Lernbecher. Der Apotheker führte die Gäste durch seinen Betrieb und schilderte ihnen, woran es im Alltag oft hakt. Schnell kam man daher auf das Thema Lieferengpässe zu sprechen, das bei Holetschek ohnehin schon auf der Agenda steht.
Aktuell müsse man wegen fehlender Medikamente mitunter sogar Mütter mit erkrankten Kleinkindern in andere Apotheken schicken – in der Hoffnung, dass diese dort versorgt werden können, so Lernbecher, der auch stellvertetender Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands (BAV) ist. Nicht selten müssten dann gleich mehrere Apotheken abgelaufen werden, um das notwendige Präparat zu bekommen.
„Leidtragende sind bei diesen Lieferengpässen vor allem die Patienten. Nicht nur, dass viele von ihnen mehrmals mit Apotheken telefonieren und dann weite Wege bei der Rezepteinlösung in Kauf nehmen müssen – sie werden auch verunsichert, was die Arzneimittelversorgung generell in unserem Land angeht. Viele Arzneimittel sind existenziell."
Aus seiner Sicht haben die Menschen schon Angst, dass sie nicht rechtzeitig versorgt werden. Daher hätten auch seine Kund:innen bereits begonnen, sich mit Medikamenten zu bevorraten. Der Artikel in der Bild-Zeitung habe viele Menschen aufgerüttelt. Gerade jetzt, wo die Erkältungswelle in vollem Gange sei, sei es wichtig, die Patienten mit verordneten Antibiotika und Fiebersäften versorgen zu können.
Lernbecher selbst hat noch Glück, denn in seiner Familie gibt es mehrere Apotheken, sodass man sich bei dringenden Fällen gegenseitig aushelfen kann. Doch nicht nur für seine etwa 250 Kund:innen am Tag wünscht sich Lernbecher dringend eine Verbesserung der Situation, sondern auch mit Blick auf seinen nächsten Notdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag will er gut ausgerüstet sein.
Aus seiner Sicht war Holetscheks Besuch wichtig, um dem Thema Lieferschwierigkeiten noch einmal Nachdruck zu verleihen. Laut Lernbecher gefährden die Engpässe nämlich irgendwann auch die Einsparungen aus den Rabattverträgen.
Erst am Tag zuvor hatte sich der Minister erneut mit Vertreter aus Pharmaindustrie, Großhandel, Apotheke und Krankenkassen getroffen. „Wir waren uns einig: Die Lieferengpässe sind nicht hinnehmbar! Die Bundesregierung ist aufgefordert, das Thema rasch anzugehen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.“
Er fordert eine Wiederaufnahme des Pharma-Dialogs, den die Bundesregierung habe einschlafen lassen. „Bei uns stehen alle Alarmsignale auf Rot, aber vom Bundesgesundheitsminister hören wir nur vage Ankündigungen hinsichtlich eines Generikagesetzes.“ Stattdessen werde die Situation mit dem Spargesetz nur schlimmer gemacht.
Bayern habe schon im vergangenen Jahr ein Gutachten beauftragt, das klar Handlungsfelder benannt habe. „Diese Ansatzpunkte und weitere Maßnahmen soll die Pharma-Task-Force ausarbeiten. Auch der Bayerische Pharmagipfel im kommenden Frühjahr wird sich damit beschäftigen. Wir werden das Thema in die Gesundheitsministerkonferenz einbringen. Denn klar ist: Den Ländern sind in der Umsetzung leider die Hände gebunden. Der Bund und die Europäische Union sind gefordert.“
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