Umfrage von Pro Generika

Lieferengpässe: Hersteller erwarten keine Besserung

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Berlin -

Pro Generika hat seine Mitglieder ein Jahr nach Inkrafttreten des Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) zu ersten Auswirkungen befragt. Die Bilanz ist ernüchternd: Keines der Unternehmen plant, die Produktion von Antibiotika oder Krebsmedikamenten zu erhöhen. Damit sich die Lieferengpässe entspannen, müsse noch in dieser Legislaturperiode über echte Anreize diskutiert werden, fordert Pro Generika.

Leere Apothekenregale, besorgte Eltern, verzweifelte Patienten – vor einem Jahr trat das ALBVVG in Kraft, um den Engpass bei Arzneimitteln zu beseitigen. Ein Jahr später zieht Pro Generika eine traurige Bilanz: „Die Zahl der beim BfArM gemeldeten Lieferengpässe ist unverändert hoch.“

Für 99 Prozent der Arzneimittel enthalte das ALBVVG gar keine Regelung, und selbst bei den erfassten Arzneimitteln seien die Auswirkungen überschaubar. „Weder bei Kinderarzneimitteln noch bei Antibiotika oder Krebsmitteln kommen entscheidende Erleichterungen bei den Herstellern an – weswegen auch diese regelmäßig knapp werden beziehungsweise es jederzeit werden können.“

Ziel des Gesetzes von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) war es, die Hersteller zu entlasten, die Preise zu erhöhen und die Produktion zurück nach Europa zu holen. Doch das scheint nicht gelungen zu sein. Laut Umfrage geht kein einziger Hersteller davon aus, dass es auf Basis des ALBVVG zu einer Ausweitung der Produktion von Antibiotika oder Onkologika in Europa kommen wird.

Das Gesetz könnte sogar kontraproduktiv sein: Die verschärften Vorschriften zur Vorratshaltung würden Kapazitäten binden und die Herstellung bestimmter Arzneimittel sogar unwirtschaftlich machen. Bislang wurde nur das Ergebnis einer einzigen Ausschreibung veröffentlicht, die europäische Antibiotikahersteller nach den neuen Regeln des ALBVVG fördert. Demnach sind zwei Zuschläge an Hersteller mit europäischen Wirkstoffquellen gegangen – mehr nicht, kritisiert Pro Generika.

Evaluationsergebnisse erst Ende 2025

Auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vom September zum Stand der Umsetzung des ALBVVG konnte das BMG wenig zu den Auswirkungen sagen: Die notwendigen Evaluationen seien noch nicht abgeschlossen, heißt es in der Antwort. Mit ersten Ergebnissen sei daher erst im Dezember 2025 zu rechnen.

Auf die Frage, ob der Bundesregierung tatsächlich geplante Erweiterungsvorhaben in der EU bekannt seien, wurde lediglich die Erweiterung der Antibiotikaanlage in Kundl, Österreich, genannt. „Dieser aber wurde vom österreichischen Staat unterstützt, und zwar bereits im Jahr 2020. Es ist also kein Effekt des ALBVVG“, so Pro Generika.

ALBVVG reicht nicht aus

„Der Gesundheitsminister hat verkündet, das Engpass-Problem gelöst zu haben. Die Produktion werde zurück nach Europa kommen. Beide Aussagen gehen an der Realität der Unternehmen vorbei“, erklärt Andreas Burkhardt, Vorstandsvorsitzender von Pro Generika. „Zwar verfolgte das ALBVVG zu Beginn eine gute Idee. Aber wir sehen jetzt, dass es nicht so wirkt, wie angekündigt. Die Politik muss sich das eingestehen – und nachlegen“, so seine klare Forderung.

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