In der Diskussion um Lieferengpässe bei wichtigen Arzneimitteln haben sich nun die Hersteller zu Wort gemeldet: In einem Schreiben an Gesundheitspolitiker des Bundes und der Länder räumen die Unternehmen Lieferschwierigkeiten ein. Gleichzeitig wehren sie sich gegen eine gesetzlich definierte Pflicht zur Vorratshaltung.
Die Hersteller plädieren für eine differenzierte Betrachtung: „Nicht jede Lieferschwierigkeit verursacht einen Versorgungsengpass“, heißt es in dem Schreiben vom Verband forschender Arzneimittelhersteller (VfA), dem Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH), dem bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) und Pro Generika. In vielen Fällen gebe es Alternativmedikamente von anderen Herstellern, schreibt der federführende VfA.
Lieferengpässe haben den Herstellern zufolge unterschiedlichste Ursachen: Probleme bei einem Zulieferer, beim Transfer oder dem Ausfall einer Produktionsanlage, weil beispielsweise die Software den behördlichen Anforderungen angepasst werden müsse.
Hinzu komme der zunehmende Kostendruck im Arzneimittelbereich, der dazu führe, dass sich die Produktion auf wenige Hersteller konzentriere und an preisgünstige Standorte verlagert werde. Schließlich gebe es durch die Rabattverträge enorme Schwankungen im Nachfragevolumen.
Jeder Hersteller sei im eigenen Interesse bestrebt, möglichst lieferfähig zu sein, betont der VfA. Eine Pflicht zur Vorratshaltung lehnen die Verbände als kontraproduktiv ab: Weiterer Kostendruck könne zu Marktrücknahmen und somit zu einer weiteren Verschlechterung der Versorgungssituation führen: „Sollte eine weitgehende Vorratshaltung verpflichtend vorgeschrieben werden, sehen sich Hersteller möglicherweise veranlasst, auf die Zulassung für wenig rentable Arzneimittel komplett zu verzichten“, warnt der VfA.
Stattdessen sollten Verträge und Vergütungsregelungen so gestaltet sein, dass Apotheken und Hersteller Spielraum für Lager- und Reservekapazitäten hätten. Die Verbände wollen den Dialog mit dem Verband der Krankenhausapotheker (ADKA) fortsetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen. „Eine nachhaltige Arzneimittelversorgung wird nur durch Produzenten- und Anbietervielfalt sichergestellt“, heißt es in dem Schreiben.
Der Frankfurter Rundschau zufolge hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) Gespräche mit Apothekern und Ärzten aufgenommen. Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), sagte gegenüber der Zeitung: „Wir müssen uns das Thema anschauen und nach den Ursachen forschen. Ich finde, dass ein Industrieland und Exportweltmeister wie Deutschland sich solche Debatten nicht leisten kann. Wir sind keine Bananenrepublik.“ Spahn ließ offen, ob der Gesetzgeber handeln müsse.
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