Lieferengpässe: Apotheken arbeiten zum Nulltarif Patrick Hollstein, 12.07.2023 15:16 Uhr
Mit dem Generikagesetz (ALBVVG) werden die Lieferengpässe nicht gelöst, findet Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Weil die Apotheken die Sache ausbaden müssten, bräuchten sie mehr Freiheiten und mehr Geld, sagte sie bei einer Diskussionsrunde von Euroforum.
Die Apothekerschaft begrüße, dass der Gesetzgeber sich mit der Problemtatik befasst habe, die die Apotheken schon viele Jahre beschäftige. „Da war jetzt so viel Druck im Kessel, dass etwas getan werden musste.“ Das Resultat sei jedoch ernüchternd: „Das wirkt an viele Stellen so: Der Berg hat sich gedreht, gedreht und gedreht – und gebar doch nur eine Maus.“
Genauso wie die Ärzte schlagen sich die Apothekerinnen und Apotheker laut Overwiening am Point-of-care mit Problemen herum, die woanders entstanden sind und für die sie gar nichts könnten. Daher begrüße sie sehr, dass mit dem ALBVVG Klarheit geschaffen wurde, dass Apotheken bei Engpässen austauschen dürfen.
Die bürokratischen Hürden seien aber größer als zuvor, kritisierte Overwiening weiter. Dabei hätte man aus der Pandemie die Lehre ziehen können, dass man den Apotheken deutlich mehr und weniger bürokratische Austauschregeln geben könnte. „Wir brauchen mehr Kompetenzen und würden uns auch dafür verantworten.“ Es könne doch nicht sein, dass man bei vollem Lager Patientinnen und Patienten nach Hause schicken müsse, weil man ein Präparat ohne Rücksprache oder neues Rezept nicht abgeben dürfen.
Aus ihrer Sicht gibt es noch viel Spielraum, den Apotheken mehr Entscheidungskompetenzen zuzugestehen und dadurch die Lieferproblematik abzufedern. Schließlich treibe man Jahr für Jahr mehr als 5 Milliarden Euro für die Kassen ein, selbst in der Pandemie seien die Rabattverträge streng bedient worden, obwohl man die volle Austauschmöglichkeit hatte. „Die Einsparungen sind sogar gestiegen.“
Umso mehr ärgere sie sich darüber, dass man Engpässe zum Nulltarif lösen müsse. „Dafür bekommen wir keinerlei Vergütung.“ Die mit dem ALBVVG eingeführten 50 Cent seien nicht der Rede wert und bestenfalls ein Platzhalter für spätere Vergütung. Aktuell werde der enorme Aufwand nicht anerkannt. „Dabei geht unsere Vergütung seit Jahren nach unten. Ich verstehe nicht, warum wir jetzt nicht bedacht wurden.“