Leitbildprozess

Leitbild 2.0: müssen, leisten, übernehmen

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Berlin -

Das Leitbild ist auf der Zielgeraden: Die überarbeitete Beschlussfassung wurde nunmehr an die Delegierten der ABDA-Mitgliederversammlung verschickt, die sich am 25. Juni damit befassen werden. Im Herbst soll der Deutsche Apothekertag endgültig darüber entscheiden. Die Zweitfassung stellt den Heilberuf noch stärker in den Vordergrund als die erste Version.

Nach dem Konvent Anfang April hatten die Apotheker in den ersten beiden Maiwochen Gelegenheit, die Erstfassung zu kommentieren. Nach ABDA-Angaben waren auf der Onlineplattform 1300 Kommentare eingegangen. Die Änderungen wurden am 22. Mai vom Gesamtvorstand besprochen. Die neue Fassung bezeichnet die ABDA als „Perspektivpapier“ mit dem Titel „Apotheke 2030“.

Das Papier wurde in seiner Struktur verändert, inhaltlich ergänzt, an anderen Stellen gekürzt und sprachlich gestrafft. „Die Apothekerschaft übernimmt die Verantwortung für die flächendeckende Arzneimittelversorgung“, heißt es jetzt klarer zur eigenen Leistungsdefinition. Der Begriff „Arzneimitteltherapiemanagement“ taucht neuerdings namentlich in einer Kapitelüberschrift auf und wird stichpunktartig definiert.

Ausführlich befasst sich das Leitbild jetzt mit dem heilberuflichen Netzwerk, das ordnungspolitisch definiert und regional organisiert werden soll. Die Apotheken wollen darin die „pharmazeutische Verantwortung für die Optimierung und Sicherheit der Arzneimitteltherapie“ übernehmen. Die Leistungen des Netzwerkes sollen von den Kassen bezahlt werden.

Ausführlicher ist der Teil zur Rezeptur: Durch patientenindividuelle Besonderheiten gebe es einen Bedarf jenseits von Fertigarzneimitteln. Für die Qualitätssicherung wollen die Apotheker dabei die Verantwortung übernehmen.

Beim Thema Arzneimittelsicherheit und Pharmakovigilanz wollen sich die Apotheker intensiv an der Überwachung beteiligen sowie an der „Gewährleistung einer strukturellen Sicherheit der Lieferkette“. Fälschungen soll der Marktzutritt unmöglich gemacht werden.

In Sachen Prävention werden die Forderungen jetzt durch eine kleine Wortänderung deutlicher formuliert: Die von den Apothekern in diesem Bereich erbrachten Dienstleistungen „müssen“ in den Leistungskatalog aufgenommen werden. In der Erstfassung hieß es noch „sollen“. Die Forderung nach einer Dynamisierung des Honorars ist geblieben. An anderer Stelle heißt es, die Unabhängigkeit der Apotheken müsse über die vom Staat vorgegebenen Rahmenbedingungen jederzeit gewährleistet sein.

Im Kapiel Qualifikation wird der Anspruch durch die Streichung eines einzigen Wortes zurückgefahren: In der Erstfassung hieß es, die Apotheker „halten ihr Fachwissen nachweislich stets auf dem aktuellen Stand“. Das „nachweislich“ wurde gestrichen.

Komplett weggefallen ist der Absatz zu „Waren und Dienstleistungen außerhalb der Arzneimittelversorgung“. Die ursprüngliche Formulierung sollte den Apothekern mehr Freiheiten beim Verkauf des Nebensortiments und sonstiger Leistungen verschaffen.

Im neuen Leitbild ist dieser Punkt unter „Weiterentwicklung des Leistungsangebots“ subsumiert und deutlich abgeschwächt: Die Apotheken wollen sich demnach aktiv daran beteiligen, passende Antworten auf die an sie herangetragenen neuen Anforderungen zu finden. Die „heilberufliche Stellung des Apothekers“ und die „Vertrauensbeziehung zum Patienten“ müssten aber stets gewahrt werden.

Im Kapitel „Hintergrund“ am Anfang des Papiers ist eine ganz neue Passage zur „zunehmenden Ökonomisierung“ des Gesundheitswesens eingefügt. Gleichzeitig werde das Therapiegeschehen immer komplexer, so dass die Patienten immer mehr Entscheidungen treffen müssten. Die Apotheken sehen es laut dem Leitbild als ihre Aufgabe, die Patienten dabei zu unterstützen.

Vom „Hintergrund“ in die Präambel vorgerückt ist die Erklärung, was das Leitbild eigentlich ist: „Dieses Perspektivpapier beschreibt, wie die öffentlichen Apotheken als Säule des Gesundheitssystems ihre Leistungen künftig aktiv ausgestalten und weiterentwickeln. Sowohl bewährte als auch zukünftige Elemente sind darin abgebildet.“

Das Zitat des irischen Schriftstellers George Bernard Shaw – „Wir werden nicht durch die Erinnerung an unsere Vergangenheit weise, sondern durch die Verantwortung für unsere Zukunft“ – wurde ersetzt. Jetzt wird Theodor Fontane zitiert: „Alles Alte, soweit es den Anspruch darauf verdient hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir eigentlich leben.“

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