Die Debatte ist wieder eröffnet: Am Morgen wurde die Onlineplattform Leitbildprozess.de freigeschaltet. Die Apotheker können jetzt bis zum 14. Mai ihre Kommentare zum Leitbild abgeben. Die „Erstfassung“ enthält eine Präambel, allgemeine Beschreibungen der Aufgaben der Apotheker, aber auch konkrete Forderungen für die Zukunft.
Auf die Präambel – Apotheken sind die Experten für Arzneimittel – folgen im Leitbildentwurf zunächst einige Anmerkungen zum demografischen Wandel, der Urbanisierung, oder dass das deutsche Gesundheitssystem vor enormen Herausforderungen steht. Das Leitbild selbst gliedert sich anschließend in die drei Hauptaspekte „Näher am Patienten“, „Leistungen und Angebote“ und „Heilberuflicher Auftrag“, mit insgesamt knapp einem Dutzend Unterpunkten auf drei Seiten.
Anspruchsvoll ist das Versprechen, die flächendeckende Versorgung selbst zu garantieren. Dafür tragen die Apotheker nach eigenem Verständnis nämlich die Verantwortung. Patienten könnten die Apotheke „wohnortnah, rund um die Uhr, unabhängig vom Versichertenstatus und ohne Termin aufsuchen“, heißt es.
Im letzten Kapitel wird die wirtschaftliche Grundlage für dieses Versprechen eingefordert: Mit Blick auf den heilberuflichen Gemeinwohlauftrag bedarf es demnach „angemessener Rahmenbedingungen“. „Dazu zählt eine leistungsgerechte, dynamisierte und faire Honorierung über eine staatliche und einheitliche Vergütungsordnung.“ Eine Dynamisierung des Honorars hatte die ABDA in der politischen Debatte zuletzt nicht mehr offensiv eingefordert.
Auch an anderer Stelle wollen die Apotheker künftig besser bezahlt werden. Die im Rahmen der Prävention erbrachten Dienstleistungen sollen im Leistungskatalog der Krankenkassen erfasst werden, heißt es im Entwurf.
Aufgenommen wurde in die bisherige Fassung auch ein insbesondere vom Apothekerverband Westfalen-Lippe erwünschter Passus zu Waren und Dienstleistungen außerhalb der Arzneimittelversorgung. Die Apotheken seien frei in der Auswahl dieser Produkte und Services, solange die heilberufliche Stellung des Apothekers nicht gefährdet werde, heißt es.
Die Apotheken beanspruchen außerdem für sich, die Patienten „umfassend, frei von Zwang und unabhängig von Fremdinteressen“ zu beraten. Mit den anderen Heilberuflern wollen sie sich gut vernetzen und „kollegial und effizient“ zusammenarbeiten. Auch mit den Krankenkassen ist laut Leitbild eine konstruktive Zusammenarbeit das Ziel.
Eher allgemein sind die Ausführungen zu Leistungen wie Medikationsmanagement, Pharmakovigilanz und Rezepturen. Dort heißt es etwa: „Die öffentlichen Apotheken stellen auch Arzneimittel patientenindividuell her.“
Die Apotheker verpflichten sich und ihr Personal zu Fortbildungen und „halten ihr Fachwissen nachweislich stets auf dem aktuellen Stand“. Schließlich stütze sich die Kernkompetenz der Apotheken auf die hohe Qualifikation des Personals, heißt es.
Zum Schluss wird es noch poetisch – die ABDA bedient sich beim irischen Schriftsteller George Bernard Shaw: „Wir werden nicht durch die Erinnerung an unsere Vergangenheit weise, sondern durch die Verantwortung für unsere Zukunft.“
Zu jedem Absatz können die Teilnehmer der Debatte einen Kommentar abgeben, und zwar wirklich nur einen. Der Text ist außerdem auf 600 Zeichen begrenzt. Die Beiträge können entweder für alle Apotheker des jeweiligen Kammerbezirks angezeigt oder nicht öffentlich sichtbar abgegeben werden.
Die von der ABDA beauftragte Agentur fasst daneben die bundesweit zu jedem Thema abgegebenen Kommentare zusammen. Diese können von allen Nutzern positiv, neutral oder negativ bewertet werden – eine symbolische Waage soll den Stand der anonymen Bewertungen anzeigen.
Nach Schluss der Debatte am 14. Mai werden alle eingegangenen Kommentare und Bewertungen wieder in Berlin diskutiert. Am 16. September soll das Leitbild auf dem Deutschen Apothekertag in München vorgestellt und endgültig verabschiedet werden.
Die Erstfassung zum Leitbild ist da. Was meinen Sie? Jetzt abstimmen!
APOTHEKE ADHOC Debatte