Apotheken sind weiterhin von den Engpässen bei der Versorgung mit Fiebersäften, Antibiotika oder auch Arzneistoffen zur Brustkrebsbehandlung betroffen. Oft ist die Suche mit viel Aufwand und Improvisationstalent verbunden.
„Eltern müssen teilweise reihenweise Apotheken abklappern, um Säfte für ihre Kinder zu bekommen“, sagte der Präsident der Landesapothekenkammer Rheinland-Pfalz, Peter Stahl. Es bestehe seit Monaten ein großes Problem bei der Versorgung mit Amoxicillin, einem Standardantibiotikum.
„Wenn wir einen Wirkstoff in einer anderen Stärke haben, können wir manchmal umrechnen“, sagte Stahl, der auch eine Apotheke in Neustadt an der Weinstraße führt. Je nach Dosierung könnten Tabletten geteilt oder mehrfach eingenommen werden. „Das funktioniert natürlich nur, wenn andere Größen überhaupt lieferbar sind.“ In vielen Fällen müsse Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin gehalten werden, ob auch ein anderer Wirkstoff helfen könne.
Grund für die Lieferschwierigkeiten sind laut Stahl die stark gesunkenen Preise für die Altwirkstoffe mit Rabattverträgen. „Die Preisschrauben wurden über viele Jahre angedreht und jetzt sind sie halt überdreht.» Für die Hersteller lohne es sich preislich nicht mehr, diese Produkte auf den Markt zu bringen. „Das System wurde über viele Jahre kontinuierlich an die Wand gefahren“, sagte Stahl. Daran werde sich seiner Meinung nach auch nicht so bald etwas ändern.
Seit Weihnachten habe sich die Situation kaum beruhigt, bestätigt auch Anke Rüdinger, Vorsitzende des Berliner Apotheker-Vereins. „Das zieht sich durch das gesamte Sortiment.“ Ihren Angaben zufolge sind nicht nur Medikamente für Kinder, sondern etwa auch Blutdruckmittel oder Cholesterinsenker von den Engpässen betroffen. Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte gibt es in Deutschland bei mehr als 470 Medikamenten Lieferengpässe (Stand 9. April 2023).
Weil gerade viele Kinder Scharlach hätten, seien Antibiotika-Säfte derzeit besonders knapp. Zwar komme bei mangelnder Ware immer wieder Nachschub: „Wir können aber nie sagen, wann das sein wird“, sagte Rüdinger, die eine Apotheke in Berlin-Lichtenberg führt. Versorgungsengpässe gebe es aber bisher keine. „Wir finden immer noch in den allermeisten Fällen Lösungen für die Patienten.“ Die Apotheker und Apothekerinnen müssten eben „zaubern“: Sei der Paracetamol-Saft aus, nehme man dann
beispielsweise einen Ibuprofen-Saft. „Hauptsache, das fiebernde Kind bekommt einen fiebersenkenden Saft.“
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