Mehr Kompetenzen statt Leistungskürzungen

LAV Niedersachsen warnt vor „absurdem Gesetzesentwurf“

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Hannover -

Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) weist auf die schwerwiegenden Folgen für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung durch die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) für eine Apothekenhonorar- und Apothekenstrukturreform (ApoRG) hin. Der LAV ruft das BMG dazu auf, von den Plänen Abstand zu nehmen.

„Das BMG plant mit der Reform einen kompletten Systemwechsel und höhlt das Apothekensystem aus, das sich insbesondere auch in Krisen bewährt hat“ kritisiert Frank Germeshausen, stellvertretender Vorstandsvorsitzender LAV. „Wir lehnen deshalb den Gesetzesentwurf komplett ab. Das BMG zerstört bewusst das Apothekensystem und verschlechtert die Qualität der Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger!“

Anpassung des Honorars

Unter anderem sehe das BMG eine Umverteilung des Honorars der Apotheken innerhalb des Apothekensystems vor. „Reine Umverteilung wird zu keiner wirtschaftlichen Stärkung der Apotheken führen“, bemängelt Germeshausen. „Es muss mehr Geld ins System und das Apothekenhonorar erhöht werden! Das Apothekenhonorar befindet sich durch Kürzungen des Gesetzgebers in den letzten Jahren auf dem Stand von 2004.“ Im gleichen Zeitraum seien dabei die Kosten und die Inflation um 30 Prozent gestiegen. „Wir fordern deshalb eine regelmäßige Anpassung des Apothekenhonorars, so wie es bei allen anderen Leistungserbringerinnen und Leistungserbringern im Gesundheitswesen die Regel ist!“, fordert der LAV.

Keine Apotheke ohne Präsenzapotheker

Der Entwurf sieht vor, dass Apotheken künftig ohne Apothekerinnen und Apotheker betrieben werden können, wenn diese per Video zugeschaltet werden können. Ohne dauerhafte Präsenz einer Apothekerin oder eines Apothekers seien deren Kontrollfunktionen und Beratungsleistungen in der Praxis nicht mehr realisierbar, kritisiert Germeshausen. Daran ändere auch die vorgeschriebene bloße Möglichkeit einer Kontaktaufnahme per Videoschaltung nichts. „Wird es dazu kommen, müssen die Patientinnen und Patienten mit enormen Leistungskürzungen rechnen, denn die Abgabe von Schmerzmitteln, das Erkennen von Einnahmeproblemen, Medikationsanalysen, die Herstellung von Arzneimitteln oder auch Grippeschutzimpfungen und vor allem der Nacht- und Notdienst werden gegebenenfalls ganz wegfallen, da diese wichtigen Leistungen nur Apothekerinnen und Apotheker durchführen können“, so Germeshausen.

Werde die dauerhafte Dienstbereitschaft der Apotheken eingeschränkt, müssten sich die Patientinnen und Patienten bei Notfällen mehr denn je an die Notdienststellen der Ärztinnen und Ärzte und der Krankenhäuser wenden, die schon jetzt überlastet seien. Damit wären auch längere Wartezeiten verbunden, prognostiziert Germeshausen. Mit seinen Plänen provoziere das BMG zudem den Wegfall einer Vielzahl von hoch qualifizierten Arbeitsplätzen, weil die Inhaberinnen und Inhaber sich dem Wettbewerbsdruck stellen und Apothekerinnen und Apotheker durch anderes Personal ersetzen müssten.

Türöffner für Großkonzerne

Des Weiteren kritisiert der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Germeshausen den Plan von „Filialverbünden“, die aus einer Hauptapotheke, bis zu drei Filialen und maximal zwei weiteren Zweigapotheken bestehen sollen. „Die Arzneimittelversorgung verkommt zu einem reinen Logistikprozess. Pharmazeutische Expertise und Kompetenzen spielen bei der Abgabe nach den Plänen des BMG keine Rolle mehr“, so Germeshausen. Das BMG öffne so die Türen für „Apothekenkonzerne“.

Mehr Entscheidungskompetenzen

Stattdessen schlägt der LAV vor, mit Blick auf den demografischen Wandel, mehr auf die bewährten Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker zu setzen und sie noch stärker in die Versorgung einzubinden. „Eine frühzeitige und dauerhafte Einbeziehung der pharmazeutischen Kompetenzen von Apothekerinnen und Apothekern in die Arzneimitteltherapien kann zum Beispiel Leben retten“, sagt Germeshausen. Apotheken sollten unter anderem mehr Entscheidungskompetenzen erhalten, zum Beispiel beim Managen der Lieferengpässe. Weitere Möglichkeiten seien ein interprofessionelles Medikationsmanagement durch Apotheken sowie mehr Möglichkeiten der Primärversorgung in der Apotheke.

„Das BMG sollte von den apotheken- und patientenfeindlichen Plänen schnellstmöglich ablassen und das Potenzial der Apotheken vor Ort für die zukünftige Gesundheitsversorgung der Bevölkerung nutzen. Wir werden deshalb vehement gegen den absurden Gesetzesentwurf kämpfen und der Politik und Öffentlichkeit die Alternativen zu den BMG-Plänen aufzeigen!“, schließt Germeshausen.

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