LAV holt 776.300 Euro von Kassen zurück Lothar Klein, 18.07.2019 11:13 Uhr
Im Jahr 2018 hat die Fachabteilung Taxation des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg (LAV) 12.631 von den Kassen beanstandete Rezepte geprüft. Das waren 2000 weniger als im Vorjahr. Diese waren zu insgesamt 5720 Retaxationsvorgängen zusammengefasst. Jeder Vorgang wurde in einem komplexen und arbeitsaufwändigen Prüf- und Einspruchsverfahren bearbeitet. Das hat sich ausgezahlt: 776.321 Euro mussten die Kassen wieder an die Apotheken rausrücken.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung präsentierte der LAV seine erfolgreiche Retax-Bilanz. Der Gesamtwert der im LAV geprüften Retaxationen im zurückliegenden Jahr 2018 lag mit gut 1,5 Millionen Euro trotz weniger Rezepte, um 200.000 Euro höher als im Vorjahr. Von diesen rund 1,52 Millionen Euro konnten im Einspruchsverfahren über 50 Prozent für die baden-württembergischen Apotheken zurückgeholt werden. Das sind nach Wert insgesamt 776.321 Euro.
LAV-Geschäftsführerin Ina Hofferberth fasste das Ergebnis zusammen: „Die Menge der im LAV geprüften Rezepte und die Anzahl der bearbeiteten Retaxationen ist im Vergleich zum Vorjahr etwas zurückgegangen. Es wurden weniger Rezepte mit einem insgesamt aber höheren Wertvolumen geprüft.“ Erfreut zeigt sich Hofferberth über die Höhe der erfolgreich erstrittenen Einsprüche: „Die Summe der Retaxationen, die wir für unsere Mitglieder erfolgreich zurückholen konnten, ist wieder deutlich gestiegen. Über 50 Prozent der ausgesprochenen Retaxationen waren unberechtigt und wurden für unsere Mitglieder erfolgreich zurückgefordert. Im letzten Jahr lagen wir bei rund 42 Prozent.“
Doch trotz dieses Erfolgs würden die vielen Retaxationen auch ein Ärgernis bleiben – nicht alle Kassen würden die Vorgänge angemessen und mit Augenmaß verfolgen, sagt die LAV-Geschäftsführerin. „All diese Retaxationen binden in den Apotheken und bei uns im Verband viele personelle Ressourcen, weil es nach wie vor zahlreiche unberechtigte Beanstandungen gibt. Die LAV-Mitglieder könnten diese Einsprüche ohne die fachkundige Unterstützung unseres Teams in der Abteilung Taxation gar nicht bewältigen“, berichtet Hofferberth. Im Jahr 2015 hat der LAV sogar knapp 900.000 Euro Retaxationen von den Krankenkassen für die Apotheken zurückgeholt. Dazu wurden 16.572 von den Kassen beanstandete Rezepte geprüft.
Zuletzt hat der neue Rahmenvertrag bei den Apothekern für neue Retax-Sorgen gesorgt. Wegen Problemen bei den notwendigen Anpassungen der Apotheken-Software befürchteten Apotheken finanzielle Einbußen. „Diese Sorgen sind unbegründet“, erklärte der Ersatzkassenverband vdek in einer kurzen Stellungnahme: Nach Inkrafttreten des neuen Rahmenvertrags befinde man sich derzeit in einer Übergangsphase. „Wenn es in dieser Phase tatsächlich zu Problemen bei der Abrechnung durch Apotheken kommen sollte, werden die Ersatzkassen eine gemeinsame Lösung mit den betroffenen Apotheken finden.“ Die Ersatzkassen folgten mit ihrem Vorgehen bei der Umsetzung der neuen Vertragsregelungen der Empfehlung des GKV-Spitzenverbandes.
Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hatte den GKV-Spitzenverband gebeten, im Juli auf Retaxationen zu verzichten. Der Dachverband hatte seinem Mitgliedern empfohlen, der Friedenspflicht zu folgen. Die DAK erklärte unter Berufung auf eine Stellungnahme des vdek, nicht komplett auf eine Prüfung zu verzichten: „Der vdek lehnt eine generelle Friedenspflicht ab und dem schließen wir uns als DAK-Gesundheit an“, teilte ein DAK-Sprecher mit.
Man werde keinen generellen Retax-Verzicht vornehmen, da nur technische Schwierigkeiten mit der neuen Software einen solchen rechtfertigen würden. „Jedoch wird die DAK-Gesundheit prinzipiell Einzelfälle mit Augenmaß prüfen und diese im Zweifel zu Gunsten der Apotheker berücksichtigen, bis die technische Umsetzung überall vollzogen und praktikabel ist“, so ein Sprecher.