Lage ernst, aber keine neue Pandemie

Lauterbachs Plan gegen die Affenpocken

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Berlin -

Deutschland will mit schneller Isolation von Infizierten die Ausbreitung der Affenpocken unter Kontrolle halten. Es müsse hart, früh und schnell reagiert werden, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag am Rande des Deutschen Ärztetags in Bremen. Er betonte: „Was wir mit den Affenpocken gerade erleben, ist nicht der Beginn einer neuen Pandemie.“ Es handele sich um einen bekannten Erreger, und man wisse, wie man ihn bekämpfen könne. Durch gute Kontaktnachverfolgung und Vorsicht könne die Situation in den Griff bekommen werden.

Das Robert Koch-Institut (RKI) empfehle eine Isolierung von Infizierten bis zum Abfall der Krusten, aber mindestens von 21 Tagen, sagte RKI-Chef Lothar Wieler. Für enge Kontakte empfehle man eine Quarantäne von 21 Tagen. Die Erkrankung geht mit Hautveränderungen einher, die verschiedene Stadien durchlaufen – letztlich verkrusten die Stellen. Die Empfehlung zu Isolation und Quarantäne wird den dafür zuständigen Ländern für die Umsetzung empfohlen, wie Lauterbach erläuterte.

Wichtige Schritte seien nun Information und Transparenz. Dafür müssten die bislang bekannten Risikogruppen gezielt angesprochen werden. „Die Hauptrisikogruppe zum jetzigen Zeitpunkt sind Männer, die Sex mit anderen Männern gehabt haben. Und das muss man ansprechen können, um diese Gruppe zu schützen. Das ist keine Stigmatisierung“, so Lauterbach. Die Krankheit könne aber auch Kinder und Jugendliche treffen.

Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, betonte, das Affenpocken-Virus sei „weit weniger ansteckend als Corona“ und werde fast nur durch „engen Körperkontakt und Körperflüssigkeiten“ übertragen. Kinder gehörten nicht zu denjenigen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko, hätten aber zumindest nach Daten aus Afrika eine höhere Sterblichkeit als Erwachsene, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Das RKI geht insgesamt von einer Zunahme von Affenpocken-Erkrankungen in Deutschland aus. Es sei klar, dass weitere Fälle hierzulande zu erwarten seien, so Wieler. Das Virus sei seit 1958 bekannt und 1970 in Afrika erstmals bei einem Menschen nachgewiesen worden. Von den Affenpocken erholten sich die meisten Menschen in der Regel innerhalb weniger Wochen. Dennoch könne bei einigen Personen auch eine schwere Erkrankung auftreten.

UK schon 1000 Imvanex-Dosen verabreicht

Für den möglichen Fall einer weiteren Ausbreitung der Affenpocken wurden laut Lauterbach „bis zu 40.000 Dosen“ Pockenimpfstoff bestellt. Das Vakzin namens Imvanex sei in den Vereinigten Staaten gegen Affenpocken zugelassen. Es gehe darum, vorbereitet zu sein auf eventuell nötige Impfungen von Kontaktpersonen von Infizierten (Ringimpfungen). In Großbritannien wurden nach Behördenangaben von Dienstag bereits mehr als 1000 Imvanex-Dosen an Kontaktpersonen verabreicht. Weitere 3500 Dosen seien auf Lager.

Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind rund 250 Fälle von Affenpocken aus 16 Ländern gemeldet worden. Diese Zahl an bestätigten Infektionen und Verdachtsfällen betreffe jedoch nur Länder, in denen die Viruskrankheit zuvor nicht regelmäßig gehäuft aufgetreten sei, sagte WHO-Expertin Rosamund Lewis in Genf. Auch Slowenien und Tschechien meldeten am Dienstag ihren jeweils ersten Nachweis von Affenpocken.

250 Fälle in 16 Ländern

Von den jüngst dem RKI bekannt gewordenen Infizierten in mehreren Ländern hätten sich die meisten auf großen Veranstaltungen angesteckt, „die mit sexuellen Aktivitäten verbunden waren“, sagte Wieler. Beim Auftreten von zum Beispiel ungewöhnlichem Ausschlag und Verdacht auf Affenpocken solle man unmittelbar zum Arzt gehen. In mehreren Bundesländern wurden bereits Nachweise von Infektionen gemeldet, darunter Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Das Virus verursacht nach Angaben von Gesundheitsbehörden meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Folgen einer überstandenen Infektion können Narbenbildung und selten auch Erblindung sein.

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