Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht die Krankenhausreform als große Chance für kleinere regionale Kliniken im ländlichen Raum. Für Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern werde die Reform ein Segen sein, weil die kleinen Krankenhäuser aus ihrer Defizitlage herauskämen, sagte Lauterbach heute vor 600 Teilnehmern der Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft in Rostock. „Die kleineren Häuser bekommen eine Existenzgarantie über die Betriebskosten.“ Pauschalen für das Angebot bestimmter Leistungen sowie Zuschüsse seien wichtige Bausteine der künftigen Finanzierungsgrundlage.
Insgesamt fiel Lauterbachs Analyse des Gesundheitssystems in Deutschland nüchtern aus: „Wir sind nicht gut unterwegs.“ Das System sei ineffizient und pro Kopf gerechnet das teuerste in Europa. Bei der Digitalisierung habe man 20 Jahre verloren und in der Medizinforschung gebe es große Probleme. Damit wolle er keinen „Alarmismus“ schüren, sondern auf die Dringlichkeit der auch im Gesundheitssystem eingeleiteten Zeitenwende hinweisen.
Am Nachmittag wollte Lauterbach das Klinikum Helene von Bülow in Ludwigslust besuchen. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte, das Ziel sei, in MV alle Krankenhausstandorte zu erhalten. Allerdings müsse dabei klar sein, welches Krankenhaus welche Aufgabe übernehme. Im ländlichen Raum gehe es vor allem um die Grundversorgung. Mit der Reform würden nicht mehr die Fallzahlen über die Zukunft eines Krankenhauses entscheiden. Dieser Systemwechsel sei grundsätzlich richtig, die Reform aber auch eine „Operation am offenen Herzen“.
Die SPD-Politikerin hob die Bedeutung der Branche für den Nordosten hervor. Die Zahl der Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft sei im vergangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern um 3,4 Prozent auf mehr als 170.000 gestiegen. Das Bundesland sei nach neuen Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums mit einer Bruttowertschöpfung von 6,8 Milliarden Euro deutschlandweit Spitzenreiter, so Schwesig. „Die Gesundheitswirtschaft hat ein enormes ökonomisches Potenzial für Mecklenburg-Vorpommern und ganz Deutschland.“
Partnerland der Konferenz ist in diesem Jahr Litauen. Die Vize-Wirtschaftsministerin des baltischen Landes, Neringa Morozaitė-Rasmussen, verwies auf die teils starken zweistelligen Wachstumsraten in der litauischen Gesundheitswirtschaft. 90 Prozent der Live-Science-Produkte gingen in den Export in über 100 Länder. Die Branche gehöre inzwischen zu den Top-Sektoren des Landes.
Die Nationale Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft wird jährlich von der BioCon Valley GmbH organisiert. Apotheken spielen hier keine Rolle. Lauterbach würdigte das Format, das in seiner Mischung aus Gesundheit, Forschung, Wirtschaft und Internationalität einzigartig in Deutschland sei.
Der Rheinländer Lauterbach will die Dreier-Serie seiner Teilnahme in Rostock im kommenden Jahr fortsetzen: „Die Kölner sagen, bis zum dritten Mal ist es oft, danach ist es Brauchtum. Ich würde es gerne zum Brauchtum kommen lassen.“
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