Corona-Inzidenz steigt

Lauterbach warnt vor Lage im Herbst Carolin Ciulli, 12.06.2022 19:25 Uhr

Wegen des Pandemie-Fahrplans der Regierung wird Kritik lauter. Foto: CGN089/shutterstock.com
Berlin - 

Experten und Länder schauen mit Sorge auf den Herbst. Sie fordern früh genug Maßnahmen gegen eine neue Corona-Infektionswelle mit möglicherweise neuen Varianten. Die Ampel-Koalition steht unter Zugzwang.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat vor steigenden Infektionszahlen durch die neue Omikron-Subvariante BA.5
gewarnt. Nach Wellen in anderen Ländern sei damit zu rechnen, dass BA.5 bald auch dominant in Deutschland wird, teilte der CSU-Politiker mit. Der Infektionsdruck könne damit wieder steigen. Anlass für eine Verschärfung der Corona-Vorschriften sieht Holetschek allerdings nicht. BA.5 scheine keine schwereren Erkrankungen zu verursachen als frühere Typen der Omikron-Variante
des Coronavirus. Gleichwohl sei dies kein Grund für Sorglosigkeit. Im Herbst sei mit neuen Virusvarianten zu rechnen, die ansteckender und womöglich auch gefährlicher sein könnten.

In diesem Zusammenhang kritisierte er den Kurs der Bundesregierung. Diese habe das Infektionsschutzgesetz noch nicht an mögliche Entwicklungen angepasst. Die in der Corona-Frage zerstrittene Berliner Ampel laufe derweil Gefahr, den Zug zu verpassen, rechtzeitig vor der Sommerpause des Bundestags die nötigen Änderungen auf den Weg zu bringen, erklärte Holetschek. Der Bund müsse den Ländern ermöglichen, schnell und angemessen auf neue Infektionswellen zu reagieren. Die FDP pocht darauf, dass erst eine wissenschaftliche Überprüfung der früheren Maßnahmen abgewartet wird – sie sieht bis zum Auslaufen der bisherigen Regelungen des Infektionsschutzgesetzes Mitte September genügend Zeit, um über Konsequenzen zu beraten.

Mit Blick auf eine Grippewelle in Australien warnte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) davor, dass ohne
Maskenschutz und Kontaktbegrenzungen im Herbst eine sehr gefährliche Kombination von COVID und Grippe im Herbst und Winter drohen könnte. Eine erfolgreiche Impfkampagne gegen beides sei daher notwendig und werde auch schon vorbereitet.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Samstag mit 348,9 und am Sonntag mit 333,7
angegeben. Am Freitag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 318,7 gelegen. Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage, Vergleiche sind wegen des Testverhaltens, Übermittlungsproblemen oder Nachmeldungen nur eingeschränkt möglich. Experten gehen seit einiger Zeit zudem von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik.