Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht davon aus, dass die Apotheken jetzt zeitnah in die Impfkampagne einsteigen können. Alle Voraussetzungen seien erfüllt.
Lauterbach sprach heute in der Bundespressekonferenz über die aktuelle Corona-Lage zusammen mit RKI-Chef Professor Dr. Lothar Wieler und dem Virologen Professor Dr. Chrisitan Drosten. Auf die konkrete Nachfrage, wann Apotheken erstmals selbst Impfstoff bestellen können und ob es dafür eigene Kontingente geben wird, sagte Lauterbach: „Ein gesondertes Kontingent haben wir bisher nicht ausgewiesen, es müssen ja die Voraussetzungen für die Apotheken erfüllt sein. Das ist aus meiner Kenntnis heraus jetzt der Fall, dass Apotheken jetzt als Leistungserbringer die Impfungen durchführen können und dass sie auch dokumentieren können in das entsprechende Dokumentationssystem“. Er gehe davon aus, „dass die Impfungen in Kürze beginnen können“.
Vorerst sieht Lauterbach keinen Anlass für zusätzliche Verschärfungen von Alltagsbeschränkungen. Aus seiner Sicht sei zur jetzigen Zeit „das richtige Maßnahmenpaket am Platz“. Und Lauterbach Sollten die Fallzahlen aber noch deutlich steigen und eine Überlastung der medizinischen Versorgung zu erwarten sein, müsse auch mit anderen Maßnahmen gegengesteuert werden. „An dem Punkt sind wir nicht.“ Noch könne man der Welle mit der neuen Omikron-Variante auch mit beschleunigten Auffrischimpfungen Herr werden. Nötig seien aber Kontrollen und flächendeckende Umsetzung bestehender Beschränkungen.
Der Minister erläuterte, dass die Kapazitäten für PCR-Labortests sich der „Volllast“ näherten. Mangel gebe es derzeit nicht. Mit Blick auf Freitestungen aus der Quarantäne habe er nun veranlasst, dass es für Gesundheitspersonal einen Vorrang bei der PCR-Test-Auswertung in den Laboren gebe.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, machte deutlich, dass im Fall einer hundertprozentigen Omikron-Welle nicht mehr so wichtig sei, die genaue Virusvariante zu überprüfen. Der Testeinsatz ändere sich generell kontinuierlich, Fachleute wüssten, wie man damit umgehe. Wenn eine Kapazitätsgrenze erreicht sei, dann fokussiere man den Einsatz.
Der Virologe Christian Drosten warnte angesichts der sich rasch verbreitenden Omikron-Variante des Coronavirus vor einer zu frühen Durchseuchung in Deutschland. Die Virusvariante sei zwar nach derzeitigem Kenntnisstand milder im Verlauf, weil es aber zu viele Fälle seien, werde dieser Gewinn „wieder ausgelöscht“, sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité. Noch gebe es deutlich zu viele ungeimpfte Menschen in Deutschland, besonders auch in der Gruppe der Über-60-Jährigen. Viele Menschen hätten zudem noch keine Auffrischimpfung erhalten, die aber das wirkungsvollste Mittel im Kampf gegen Omikron sei, so Drosten.
Der Virologe sprach von mehreren „schwierigen Doppelbotschaften“ in der derzeitigen Diskussion. So gelte als sicher, dass das Virus selbst die Immunität der Bevölkerung immer wieder „updaten“ und irgendwann „laufen“ müsse. „Wir wissen aber im Moment nicht, ob wir uns das in Deutschland leisten können angesichts der Impflücken“, warnte Drosten.
Er ging davon aus, dass die endemische Lage bis Jahresende weitgehend erreicht sei. Er stellte in Aussicht, dass gegen die Omikron-Variante wahrscheinlich noch einmal bei der Impfung nachgesteuert werden müsse. „Es wird eine angepasste Impfung geben müssen, und wir werden möglicherweise dann ab dem zweiten Quartal große Teile der Bevölkerung, vielleicht sogar alle, noch einmal mit einer Update-Impfung gegen Omikron versehen müssen.“ Drosten bekräftigte seinen Appell an Ungeimpfte, sich dringend immunisieren zu lassen.
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