„Lauterbach soll sagen, dass er keine Apotheken mehr will“ Sandra Piontek, 11.06.2024 15:26 Uhr
Bereits im vergangenen Jahr suchte Doreen Wegner, Inhaberin der Luzin Apotheke in Feldberg, das Gespräch mit der Industrie- und Handelskammer (IHK): „Ich wollte aufmerksam machen auf das Apothekensterben und die fatale Gesundheitspolitik“, so Wegner. Passend zum Tag der Apotheke war es dann so weit: „Gemeinsam mit Kollegen haben wir als starkes Trio vorgesprochen. Zusammen konnten wir die Stadt-, Land-, und Mehrbesitzapotheken repräsentieren und der prekären Situation Nachdruck verleihen“, so Wegner. Und es gibt Hoffnung: „Es wird weitere wichtige Gespräche mit den Krankenkassen und uns geben. Wir bleiben dran!“
Am 7. Juni wurde Wegner gemeinsam mit ihren Kolleg:innen zum Gespräch mit der IHK eingeladen. „Begleitet haben mich Hendrikje Schweizer aus der Rats-Apotheke in Greifswald und Florian Köster aus der Cothenius-Apotheke in Anklam“, so Wegner. Gemeinsam sei man ein starkes Trio gewesen: „Wir konnten die Land- sowie Stadtapotheke repräsentieren sowie die Apotheken mit Filialbetrieb, es war also ein breites Feld vertreten.“ Im Gepäck hatten die Inhaber:innen jede Menge Anliegen, Sorgen und Zukunftswünsche, die sie im Gespräch mit Sylvia Grimm, Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, dargelegt haben.
„Es ging um Themen wie das Skontoverbot, den Fachkräftemangel und die dringend notwendige Honorarerhöhung. Wir haben unsere Berechnungsgrundlagen dargelegt und untermauert, was es für uns Apotheken vor Ort bedeutet, wenn die Umverteilungspläne greifen“, so die Inhaberin. „Wir konnten ihr eindrücklich vermitteln, was es heißt, wenn der prozentuale Anteil der Vergütung von derzeit 3 Prozent in zwei Schritten auf 2 Prozent abgesenkt wird.“ Denn wichtig sei: „Wo ist der Kipppunkt, ab dem man nichts mehr verdient? Die Staatssekretärin zeigte sich erstaunt, wie schlecht es wirklich um das Apothekengeschäft steht.“
Außerdem drehte sich das Gespräch um die Reformpläne in Bezug auf den Fachkräftemangel: „Wir werden den Mangel nicht los, wenn wir denen, die überhaupt noch da sind, immer mehr Aufgaben überhelfen, bei gleichbleibend schlechter Bezahlung“, so Wegner. Sie selbst habe ein schlechtes Gewissen, den Nachwuchs zur PTA-Ausbildung zu ermutigen: „Ich möchte den jungen Menschen nicht sagen, sie sollen doch PTA werden, denn sie haben gar keine attraktive Perspektive derzeit.“
In ihren Augen ist die Reform keine Verbesserung: „Karl Lauterbach verbessert nichts, im Gegenteil, es wird alles nur noch schlimmer. Dann soll er doch sagen, dass er die Apotheke vor Ort nicht mehr möchte. Das wäre wenigstens ehrlich“, so Wegner.
Trotz der widrigen Umstände hat die Inhaberin die Hoffnung noch nicht aufgegeben: „Wir lenken als Apotheken enorm viel. Wenn Arztpraxen geschlossen sind, in der Nacht als notdiensthabende oder auch als unterstützende Berater bei älteren Menschen zu Hause – wir sind immer da. Wir haben es verdient, angemessen bezahlt zu werden“, so Wegner. „Es kann nicht sein, dass man sich schon fast schämen muss, wenn man mit seiner Apotheke noch halbwegs gut verdient. Dafür leisten wir doch auch enorm viel und die Menschen brauchen uns einfach.“
Im Laufe des Gesprächs wurde außerdem klar: „Es werden und müssen weitere Gespräche folgen, beispielsweise mit den Krankenkassen“, so die Pharmazeutin. In Schwerin sei die nächste Gelegenheit: „Ich wünsche mir sehr, dabei zu sein“, so Wegner. Denn: „Wir haben 36.000 Rabattverträge, das ist eine enorme Belastung für unser Warenlager und kaum noch umsetzbar“, appelliert die Inhaberin. „Jeden Tag machen wir Kostenvoranschläge für ein paar Euro, die wir am Ende dabei verdienen. Das muss sich ebenfalls ändern.“