In seiner aktuellen Ausgabe berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel unter der Überschrift „Die Vitamin-Lüge“ über den fehlenden Nutzen und die Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln. Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Professor Dr. Karl Lauterbach, rechnet dabei auch mit Apothekern und Ärzten ab.
„Das Nicht-Wissen bei Ärzten und Apothekern schockiert mich immer wieder“, so Lauterbach im Interview. Ergebnisse aus der Wissenschaft kämen oft erst mit jahrelanger Verspätung bei den Praktikern an. „Ich treffe immer wieder auf Ärzte, die selbst noch Vitamin-E-Pillen schlucken, um Prostatakrebs vorzubeugen. Ein Wahnsinn!“
Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) muss Kritik des SPD-Gesundheitsexperten einstecken: Bahr habe sich selbst als Vorsorgeminister dargestellt. „Der Gesundheitsminister sollte nicht mit Rücksicht auf eine kleine Lobbygruppe, die der FDP nahe steht, der Bevölkerung Risiken zumuten, die vermeidbar wären“, mahnte Lauterbach.
Hintergrund seiner Kritik ist eine aktuelle Studie des Schweizer Wissenschaftlers Professor Dr. Peter Jüni. Der Mediziner schätzt, dass der Konsum von Vitaminpräparaten in Deutschland „für mehrere tausend Todesfälle pro Jahr“ verantwortlich sein könnte.
Unterstützung erhält Lauterbach vom Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Professor Dr. Jürgen Windeler: „Das Schadenspotential bei langfristiger Einnahme kann man nicht mehr ignorieren. Ich wäre für ein Zulassungsverfahren oder zumindest für ausdrückliche Warnhinweise, damit Patienten wissen, auf was sie sich bei Vitaminpillen einlassen", sagte Windeler dem Spiegel.
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