Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat in seinem digitalen Grußwort zum Deutschen Apothekertag (DAT) sein Spargesetz verteidigt. Er habe ein großes Defizit von seinem Amtsvorgänger geerbt und müsse die Last jetzt auf alle Schultern verteilen. Lauterbach stellte den Apotheken aber neue Honorare in Aussicht, beispielsweise in der Impfkampagne und weiteren Präventionsleistungen.
Eigentlich sollte Lauterbach persönlich nach München kommen. Doch ein Kabinettstermin zur Entlastung der Pflegekräfte habe ihn unabkömmlich in Berlin gemacht. „Ich wäre auch gerne gekommen, ich hatte mich gefreut“, sagte Lauterbach und sicherte seinen Besuch im neuen Jahr zu.
Lauterbach dankte den Apotheken zunächst für ihre Leistung in der Pandemiebekämpfung, die von vielen übersehen werde. Die Teams hätten dabei auch Risiken auf sich genommen, wirtschaftliche und gesundheitliche.
„Für mich sind Apothekerinnen und Apotheker zentrale Dienstleister in unserem Gesundheitssystem, deren Leistungen ausgebaut werden müssen.“ Denn das seien ausdrücklich Leistungen, die von Versandhändlern nicht erbracht werden könnten. Exemplarisch nannte Lauterbach die Überführung der Grippeschutzimpfung in die Regelversorgung. Er könne sich weitere Präventionsleistungen in der Apotheke vorstellen.
Für ihn sei auch klar, dass die Apotheke für Covid-19-Impfungen ein zentraler Ort sei. „Wir müssen die pharmazeutische Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker nutzen“, so der Minister. Er dankte den Apotheken, dass sie die Testzentren offengehalten hatten, auch als die Finanzierung zwischenzeitlich nicht geklärt war.
Zur umstrittenen Paxlovid-Abgabe durch Ärzt:innen versicherte Lauterbach erneut, dass es sich um eine Ausnahme handelt, die aus der Not geboren sei: „Es ist weder sinnvoll noch vorgesehen, das Dispensierrecht der Ärzte auszuweiten.“ Dieses sei exklusiv bei den Apothekern.
Natürlich sei auch das GKV-FinStG erklärungsbedürftig. „Ein schwieriges Gesetz, über das wir miteinander sprechen müssen“. Das Defizit von 17 Milliarden Euro in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) habe er von seinem Amtsvorgänger Jens Spahn geerbt. Die Last müsste jetzt fair verteilt werden auf mehrere Schultern. „Es gibt auch eine Belastung, die bei Ihnen anfällt, und ich weiß, dass das schwer ist.“ Lauterbach bat um Verständnis, dass er „Effizienzreserven“ heben und den Klassenabschlag erhöhen müsse. „Ich hätte Ihnen diese Belastung gerne erspart“, so der Minister. Er werde den Apotheken aber „weitere Perspektiven eröffnen“, sagte er und nannte beispielhaft die Impfkampagne.
Erfreut zeigte sich Lauterbach, dass die Apotheken beim E-Rezept jetzt mitziehen. Für ihn sei bei der Einführung eines wichtig: „Durch das E-Rezept darf die freie Apothekenwahl nicht angetastet werden.“ Es werde die Apothekendichte nicht aushöhlen, sondern das Leistungsspektrum der Apotheken erweitern.
Der Minister war wiederholt für den bislang spärlichen Austausch mit der Apothekerschaft kritisiert worden. Erst im vergangenen Freitag war es – nach neun Monaten im Amt – zu einem ersten Treffen mit der Abda-Spitze gekommen. Er habe den grundsätzlichen und ehrlichen Austausch als sehr gewinnbringend empfunden und versicherte, für weiteren Austausch bereitzustehen.
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