Lauterbach: Fokus auf Apothekenhonorar? Patrick Hollstein, 06.08.2024 17:30 Uhr
In Sachsen wird Anfang September gewählt, Gesundheitsministerin und SPD-Spitzenkandidatin Petra Köpping (SPD) ist quasi im Dauereinsatz. In Chemnitz tourte sie mit Parteifreund und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach durch Gesundheitseinrichtungen. Gelegenheit, ihn nach dem Stand der Apothekenreform zu fragen.
Lauterbachs Tag ist mit Terminen vollgepackt; nach einem Besuch im Klinikum geht es weiter zu einer Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt, dann zur Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und dann noch einmal ins Krankenhaus zur Einweihung eines 100 Millionen Euro teuren Neubaus. Für die Apothekerinnen und Apotheker bleibt da keine Zeit, auch wenn SPD-Mann Detlef Müller bei einer Bürgerveranstaltung am Abend das Gegenteil behaupten wird.
Auf die Apothekenreform kommt Lauterbach trotzdem zu sprechen, wenn er sie auch nur kursorisch bei einer Aufzählung seiner Gesetzesvorhaben vor Klinikmanagern streift: Man mache eine große Reform des Apothekenhonorars, sagt er wörtlich.
Nachfrage im Flur: Gibt es nur eine Honorarreform – und keine Strukturreform mehr? Doch, sagt Lauterbach, die Inhalte seien unverändert. Also steht der Termin in zwei Wochen im Kabinett? Jawohl. Und die Rechtsförmlichkeitsprüfung ist durch? „Das würde ich Ihnen dann bei Gelegenheit noch sagen.“ Augenzwinkern.
Vor den Ärztinnen und Ärzten spricht Lauterbach dann trotzdem wieder von einer Strukturreform des Apothekenhonorars. Es gehe um die Struktur der Vergütung, um das Angebot der Apotheken zu sichern.
Und dann verrät er noch, dass man in der Ampel im Gesundheitsbereich sehr geschlossen zusammenarbeite. „Wir belasten uns nicht gegenseitig mit öffentlichen Korrekturen. Auch über die FDP kann ich mich überhaupt nicht beklagen.“
Noch wichtiger sei ihm die Rückmeldung aus der Praxis; je mehr Input er bekomme, desto besser würden seine Gesetze. Was er nicht mache, seien Reformen, die zwar verkündet, aber nie umgesetzt, sondern von der Selbstverwaltung blockiert würden.
Lauterbach weist erneut darauf hin, dass man in den vergangenen zehn Jahren jeweils 5000 Mediziner zu wenig ausgebildet habe und dass man in eine Unterversorgung hineinlaufe. „Wenn es jetzt schon Probleme gibt, einen Termin zu bekommen, wird das in den kommenden fünf bis zehn Jahren eine ganz neue Dimension bekommen. Das wird jeder einzelne zu spüren bekommen.“ Deswegen müsse man versuchen, insbesondere die Hausärzte zu halten – daher die große Hausärztereform.
Er würde gerne auch andere Bereiche entbudgetieren, aber man müsse nun einmal sehen, dass all das Geld koste. „Ich werde im Herbst sehr viel Kritik einstecken müssen, weil auch die Krankenhausreform erst einmal Geld kosten wird. Aber die Alternative ist, dass die Häuser rote Zahlen schreiben oder in die Insolvenz rutschen.“
Lauterbach will auch aus diesem Grund künftig die Kliniken für die ambulante Versorgung öffnen. So will er erlauben, dass Ärztinnen und Ärzte sowohl in der Praxis als auch im Krankenhaus tätig werden dürfen.