Lauterbach: ePA-Rollout im März oder April Lilith Teusch, 15.01.2025 13:45 Uhr
Heute fiel der Startschuss für die elektronische Patientenakte (ePA) in den Modellregionen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnet das Projekt als das größte Digitalisierungsvorhaben in Deutschland und spricht von einem neuen Zeitalter im Gesundheitswesen. Trotz anhaltender Sicherheitsbedenken betont er die Dringlichkeit, den Rückstand bei der Digitalisierung aufzuholen.
„Vier Wochen testen wir die ePA auf Herz und Nieren“ – man werde sicherstellen, dass alle Leistungserbringer, darunter Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken, gut damit arbeiten können, so Lauterbach. Wenn die Ergebnisse der Auswertung der Testphase vorliegen, könne der Rollout beginnen. Der bundesweite Rollout werde „noch in dieser Legislaturperiode“ kommen. Auf Nachfrage erklärte Lauterbach, er rechne damit im März oder April. Allerdings würden die Krankenkassen die Akten ja heute schon anlegen, demnach könnten Patientinnen und Patienten wahrscheinlich schon Mitte Februar Behandlungsdaten eintragen.
Einigung zur ePA-Vergütung steht noch aus
Ursprünglich war angedacht, dass die Apotheken in der Einführungsphase der ePA stärker eingebunden werden und dafür auch eine Vergütung erhalten sollten. „Wir sind mit der Abda in Kontakt“, versichert Lauterbach auf Nachfrage. Erst vorgestern habe diesbezüglich ein Treffen stattgefunden. Bis zum jetzigen Zeitpunkt habe man hier allerdings noch keine Einigung erzielt. Lauterbach wolle jedoch weiterhin daran arbeiten. Weitere Verordnungen im Zusammenhang mit den Apotheken, wie etwa zur Preisverordnung, seien in dieser Legislaturperiode nicht geplant, so der Minister.
Mehr Patientensicherheit, mehr Forschung
„Die ePA ist sicher und ermöglicht eine bessere Behandlung und Forschung“, betont Lauterbach. Laut Lauterbach könnten durch die Einführung der ePA potenziell zehntausende Menschenleben gerettet werden. Auch bei komplexen Fällen würden oft nicht alle relevanten medizinischen Ergebnisse vorliegen – eine Situation, die die Behandlung erschwert. Mit der ePA werde dies korrigiert, so Lauterbach.
Darüber hinaus könnten künftig Behandlungen durchgeführt werden, ohne dass die Patienten eine Praxis aufsuchen müssten. Die Krankheit könnte telemedizinisch abgeklärt werden, so der Minister. Gleichzeitig werde die ePA den Patienten „mündiger“ machen, da KI auf Basis der ePA zum Beispiel Befunde erklären könne. Die Widerspruchrate liege aktuell bei etwa 5 Prozent, so Dr. Florian Fuhrmann, Geschäftsführer der Gematik auf Nachfrage. In den ostdeutschen Bundesländern sei die Rate etwas höher als im Westen, ergänzt Lauterbach.
Der durch die ePA entstehende Datensatz werde zudem für die medizinische Forschung von zentraler Bedeutung sein, betont Lauterbach. Die späte Einführung der ePA in Deutschland habe den Vorteil, dass man von den Erfahrungen anderer Länder profitieren könne, so Lauterbach.
Sicherheitsbedenken
Sicherheitsbedenken werden ernst genommen, erklärt Lauterbach. Auch die Bedenken, die etwa vom Chaos Computer Club (CCC) geäußert wurden, betont er. „Das Sicherheitsniveau ist jetzt schon sehr hoch. Alle bekannten Probleme, auch die vom CCC angesprochenen, werden vor dem Rollout behoben sein. Damit werden wir eine sehr sichere ePA haben, auch im Vergleich zu anderen Ländern“, verspricht er.
„Wir liegen überall zurück“, erklärt der Minister. „Bei der Digitalisierung sind wir Jahre hinterher.“ Es sei wichtig, auch bei allen Sicherheitsbedenken große Projekte wie die ePA nach vorne zu bringen. „Das sind wir den Patienten schuldig“, so Lauterbach abschließend.