Lauterbach: ePA-Daten „sind sicher vor Hackern“ dpa, 09.01.2025 16:58 Uhr
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat kurz vor dem Start der elektronischen Patientenakte (ePA) deren Sicherheit betont. „Die Daten der Bürger sind sicher vor Hackern“, sagte der SPD-Politiker bei einer Präsentation der ePA in einer Arztpraxis in Köln mit Blick auf kürzlich geäußerte Warnungen von IT-Experten.
Ab dem 15. Januar 2025 wird die ePA in einer vierwöchigen Pilotphase in Nordrhein-Westfalen, Franken (Bayern) und Hamburg im Praxisbetrieb erprobt. Die Praxen und Krankenhäuser außerhalb der Modellregionen werden erst nach Abschluss der Pilotphase angebunden und können die ePA erst dann mit Dokumenten füllen. Lauterbach zufolge soll die bundesweite Anbindung zwischen Februar und April erfolgen. „Die elektronische Patientenakte wird nicht ans Netz gehen, wenn es auch nur ein Restrisiko für einen großen Hackerangriff geben sollte“, betonte der Minister. Das sei aber nicht zu befürchten.
Die ePA soll umfassende Vorteile für die Patienten bringen. Sie ermöglicht eine sicherere Medikation und eine optimierte Behandlung, da Ärzte auf alle relevanten Daten zugreifen können. „Schon bei der Einführung werden wir Zehntausenden Menschen das Leben retten können“, sagte Lauterbach. Für alle gesetzlich Versicherten wird automatisch eine E-Akte von ihrer Krankenkasse angelegt, es sei denn, sie lehnen dies ab. Patienten können ihre Akte später löschen lassen, falls gewünscht.
Sicherheitsbedenken und Gegenmaßnahmen
Der Chaos Computer Club (CCC) hatte zuvor Sicherheitsbedenken geäußert und auf Schwachstellen hingewiesen, durch die die Daten von mehr als 70 Millionen Versicherten gefährdet sein könnten. Die Gematik erklärte, diese Hinweise sehr ernst zu nehmen. Die skizzierten Angriffsszenarien seien technisch möglich, aber in der Praxis unwahrscheinlich. Die technische Sicherheit werde fortlaufend geprüft. Lauterbach betonte, dass alle nötigen Maßnahmen ergriffen würden und man dazu in engem Austausch mit dem CCC sowie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) stehe.
Funktion und Handhabung der ePA
Die E-Akte dient als digitaler Speicher für Befunde, Laborwerte, Medikamentenangaben und weitere medizinische Informationen. Sie begleitet die Patienten ein Leben lang und ermöglicht, dass Ärzte diese Daten für eine bessere Versorgung nutzen können. Versicherte können über eine Smartphone-App selbst Dokumente hinzufügen, einsehen oder verwalten. Die App erlaubt es auch, Zugriffsrechte individuell zu steuern. Technisch weniger versierte Menschen können eine Vertrauensperson bestimmen, die die Verwaltung der Akte übernimmt.
Auch die Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) ist vorgesehen, um beispielsweise Krankheitsbilder zu erläutern oder Diagnosen besser verständlich zu machen. Lauterbach sieht hierin ein großes Potenzial: „Das ist eine Art der Medizin, die man sich bisher noch gar nicht vorstellen kann.“
Zustimmung und Kritikpunkte
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt eine breite Zustimmung zur Einführung der ePA. 79 Prozent der Befragten halten sie für sinnvoll oder eher sinnvoll. Kritisch gesehen wird allerdings, dass die Steuerung per Smartphone ältere oder weniger technikaffine Menschen abschrecken könnte. Die ePA wird dennoch automatisch eingerichtet, wenn kein Widerspruch erfolgt, und hauptsächlich von den behandelnden Ärzten genutzt, sofern der Patient die Verwaltung nicht selbst übernimmt.