Lieferengpässe sind schon länger ein Thema und trotz neuer Regelungen bleibt die Versorgungslage angespannt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gab sich in einem ARD-Interview dennoch optimistisch: Die derzeit noch bestehenden Probleme seien auf alte Verträge zurückzuführen, die nun nach und nach ausliefen. Immerhin räumte er ein, dass der Austausch der Medikamente mit mehr Aufwand und höheren Kosten verbunden sei. Es wäre schön, wenn der Minister jetzt noch auf die Idee käme, die Apothekenhonorare für den Mehraufwand entsprechend anzupassen. Ein Kommentar von Lilith Teusch.
Das Problem der Lieferengpässe seien alte Verträge, erklärt Lauterbach. 60 Prozent der in Deutschland verschriebenen Medikamente seien Generika. „Wir haben eine Regel eingeführt, dass diese so billig von den Kassen eingekauft werden müssen wie möglich. Es ist auch nicht notwendig, dass das Unternehmen, das den Vertrag dann bekommt, Lagerhaltung betreibt“, wiederholte der Gesundheitsminister seine Erklärung in einem ARD-Interview am Wochenende.
Damals seien keine intelligenten Vertragskonstrukte eingeführt worden, was er als Fehler des Gesetzgebers bezeichnet. „Das haben wir beseitigt, und daher laufen die alten, schlechten Verträge aus“, so Lauterbach. Ein Viertel sei bereits passé. „Jetzt gehen die Lieferengpässe zum Glück zurück“, so Lauterbach. Künftig sollen nur noch Verträge mit Unternehmen abgeschlossen werden, die eine Lagerhaltung von mindestens sechs Monaten nachweisen können. Schon jetzt, so Lauterbach, verbessere sich die Situation, insbesondere bei Kinderarzneimitteln. „Wir machen, was wir können“, versichert Lauterbach.
Als er darauf hingewiesen wird, dass die Apothekerschaft derzeit Lieferengpässe bei 500 Arzneimitteln meldet, erklärt Lauterbach in AOK-Manier, dass dies weniger als 1 Prozent von über 50.000 Arzneimitteln sei. Zudem könnten die meisten Medikamente durch ein alternatives Präparat mit gleicher Wirkung ersetzt werden. „Es ist natürlich teurer und bedeutet mehr Arbeit“, räumt Lauterbach ein.
Einer der seltenen Fälle, in denen die Apothekerschaft dem Minister zustimmen würde: Es ist in der Tat aufwändiger, wenn ein Rezept nicht beliefert werden kann und in der Apotheke aufwändig recherchiert werden muss, um es über Einzelimporte zu beschaffen oder es nach Recherche und Rücksprache mit dem Arzt durch ein anderes zu ersetzen. Das kostet Zeit, bindet Ressourcen und ist je nach Aufwand mit einer Engpasspauschale von 50 Cent – wenn überhaupt – kaum abgegolten. Mehr Geld gibt es nicht.
Im Übrigen sind auch 1 Prozent von 50.000 eine erhebliche Menge Arzneimittel, die nicht verfügbar sind. Hinter jeder Verordnung steht ein Patient, das scheint der Gesundheitsminister zu vergessen. Und nur weil ein Medikament nicht bundesweit verfügbar ist, heißt das nicht, dass es nicht auch lokale Engpässe geben kann.