Apothekerin wütend

Lauterbach digital beim DAT: „Ignoranz und Arroganz“

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Berlin -

Heute Mittag wird der Deutsche Apothekertag (DAT) in München eröffnet. Nicht mit dabei: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er lässt sich wie schon im vergangenen Jahr digital zuschalten. Im Bundestag ist Sitzungswoche, so die Entschuldigung, dass die Einladung nur per Videoschaltung wahrgenommen werden könne. Einige Apotheker:innen macht das richtig wütend, unter anderem Marietheres Reher-Gremme. Diese „Ignoranz und Arroganz“ passe jedoch leider zu dem, was man von Lauterbach kenne.

„Wieder einmal“ werde Lauterbach nicht selbst vor Ort sein, um sich mit der Apothekerschaft auseinanderzusetzen. „Die direkte Begegnung mit den Pharmazeuten scheut er wie der Teufel das Weihwasser“, befindet die Apothekerin. Diese Gelegenheit zum Austausch wolle der Minister offenbar nicht wahrnehmen – „aber wir kennen die Ignoranz und Arroganz des Gesundheitsministers mittlerweile nur zu gut“.

Apothekerin Marietheres Reher-Gremme
Apothekerin Marietheres Reher-Gremme ist sauer, dass sich Lauterbach erneut nicht beim DAT blicken lässt.Foto: Reher-Gremme

Seine kürzliche Aussage, in der Verlängerung den Sieg „erzwingen“ zu wollen, nimmt die Apothekerin ihm übel. Es zeige, dass es Lauterbach beim Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) und seinen anderen Vorhaben „allein um einen Machtbeweis und ganz und gar nicht um die Sache“ gehe. Während die Apotheker überlegen, wie es weitergehen kann, sei Lauterbach bereits im Wahl- und Wettkampfmodus, so Reher-Gremme; die Apotheker:innen sollen offenbar als Verlierer abgehängt werden.

Dabei habe Lauterbach doch bereits mitbekommen, dass es mit dem ApoRG nicht so einfach laufen werde wie gedacht. Statt eines „kurzen Sprints für die Kabinettssitzung am 17. Juli“ sei er nun „zum Marathon gewechselt“, so Reher-Gremme. Schuld seien Widerstände innerhalb der Koalition. Auch die Apothekerin hat etwas am ApoRG zu bemängeln: Die Reform würde die Gesundheitsversorgung komplett aushebeln, bewährte und zuverlässige Strukturen „aufgrund seines Egos auf der Strecke bleiben“. Dabei retten Apotheken gerade bei zunehmenden Lieferengpässen die Versorgung – „mit Kompetenz und Weitblick“.

Dieses System dürfe nicht „aufgrund des Machtwahns eines Einzelnen“ zerstört werden, befindet die Apothekerin. „Wann endlich spricht der Kanzler ein Machtwort und nimmt seinen Wettkämpfer aus dem Rennen?“, fragt sie sich und appelliert damit an Bundeskanzler Olaf Scholz, seinen Minister und Parteikollegen aufzuhalten.

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