Gestern gab es hohen Besuch in Ingelheim: Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach besuchten Boehringer. Auch hier ging es wie erneut um die neue Strategie der Bundesregierung, Hersteller mit besseren Rahmenbedingungen zur Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln in Deutschland zu bewegen.
Während des Besuches bei Boehringer Ingelheim diskutierten Lauterbach, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Dreyer und der rheinland-pfälzische Minister für Wissenschaft und Gesundheit, Clemens Hoch, mit Vertretern von Boehringer, wie die Entwicklung und Produktion von innovativen Arzneimitteln in Deutschland verbessert werden könnte.
Zum Foto von seinem Besuch postete Lauterbach auf X (ehemals Twitter): „Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Geschäftsführerin Sabine Nikolaus @BoehringerDE vor dem neuen Werk in Ingelheim. Unsere Pharmastrategie wird den Standort für Forschung und Produktion deutlich stärken. Boehringer investiert 25% des Umsatzes in Forschung, tolle Pipeline.“
In der offiziellen Meldung zum Besuch sagte er zudem zur neuen Pharmastrategie: „Damit entbürokratisieren, vereinfachen und beschleunigen wir Arzneimittel-Forschung und -Produktion in unserem Land. Deutschland ist im internationalen Vergleich zurückgefallen. Das können wir uns nicht leisten. Eine starke Pharmaindustrie ist wichtig für den Wirtschaftsstandort und für die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten.“
Auch Dreyer betonte die Relevanz des Herstellers für Rheinland-Pfalz: „Wir sind sehr stolz darauf, dass Boehringer mit seiner großen Innovationskraft seinen Stammsitz in Rheinland-Pfalz hat. Das Traditionsunternehmen gehört nicht nur zu den größten Pharmafirmen der Welt, sondern ist in hohem Maße Innovationstreiber und herausragendes Beispiel für Forschung und Entwicklung.“ Bis 2026 werden das Land ein Volumen von bis zu 800 Millionen Euro für die Biotechnologie und die Lebenswissenschaften zur Verfügung stellen.
Dr. Sabine Nikolaus, Vorsitzende der Geschäftsführung Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH, freute sich, dass die Politik die Rolle der Arzneimittelindustrie erkannt habe. Damit Deutschland für die pharmazeutische Industrie weiterhin interessant bleibe, müsse nun umgesteuert werden, „damit wir im internationalen Wettbewerb verlorenen Boden gutmachen“.
Neben der 1885 gegründeten Zentrale des Pharmaunternehmens findet dort auch ein Teil der Forschung und Herstellung statt. Produziert werden in der Nähe von Mainz unter anderem Spiriva, Pradaxa, Synjardy und Jentadueto. Insgesamt arbeiten am größten Boehringer-Standort etwa 9500 Mitarbeitende in Forschung, Entwicklung, Produktion und Verwaltung.
Innerhalb der bereits angekündigten Pharmastrategie sind unterschiedliche Gesetzesvorhaben in Arbeit. Lauterbach hatte vergangene Woche die Eckpunkte für ein Medizinforschungsgesetz vorgestellt. Klinische Studien sollen somit beschleunigt und Hürden für die Datennutzung in der Forschung abgebaut werden. Zudem wolle die Bundesregierung deutlich mehr Forschung für den verstärkten Kampf gegen Krebs, Infektionen und andere schwere Krankheiten nach Deutschland holen, so Lauterbach.
Deutschland sei bei Innovationen im Arzneimittelbereich in den vergangenen Jahren stark zurückgefallen. So gebe es in Großbritannien zehnmal so viele Patente wie in Deutschland und 20 Mal so viele Ansiedlungen einer tatsächlichen Produktion. Das Ziel sei nun eine „Reindustrialisierung in Deutschland“ in dem Bereich. „Hier sind wir zurückgefallen.“ Durch verstärkte Forschung solle auch mehr im Anschluss stattfindende Produktion neuer Medikamente nach Deutschland geholt werden. „Wo geforscht wird, findet auch die Produktion statt“, sagte Lauterbach.
Der erneute Besuch bei einem Hersteller – zuletzt war Lauterbach mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei Lilly – zeigt den gesetzten Fokus.
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