Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat für seine Pläne von Telepharmazie eine neue Erklärung parat: Apotheken dürften keine telemedizinfreie Zone bleiben, ansonsten werde der Versandhandel diese neue Möglichkeit übernehmen. Und Skonti seien Teil des Gesamtpakets, erneuerte Lauterbach bei einer Diskussionsrunde im Wahlkreis von Co-Parteichef Lars Klingbeil in Walsrode seine Forderung.
„Bei der Telepharmazie ist meine Position die folgende: Wir machen Telemedizin in den Hausarztpraxen, wir machen Telemedizin in der Notfallversorgung, wir machen Telemedizin mittlerweile in den OPs. Der Gedanke, dass in der Apotheke die Telemedizin nicht greifen würde, ist abwegig. Das ist einfach so. Wenn wir die Digitalisierung wollen, dann müssen telemedizinische Leistungen auch in die Apotheke kommen.“
„Wenn das in der Apotheke nicht stattfindet, dann wird es der Versandhandel sein, der diese telepharmazeutische Leistung anbietet“, warnte Lauterbach. „Ich will damit klarstellen: Das, was wir hier vorhaben, dass die Telemedizin in die inhabergeführte Apotheke kommt, das ist auch ein Schutz gegen den Versandhandel. Denn es wird mit der elektronischen Patientenakte noch viel einfacher sein: Wenn der Patient beim Arzt gewesen ist und er hat die Befunde auf dem Smartphone und hat das Rezept auf dem Smartphone, dann ist es nur noch ein einziger Klick und die Medikamente werden über den Versandhandel nach Hause gebracht.“
Lauterbach weiter: „Dann ist die telepharmazeutische Versorgung für Sie eine Möglichkeit, dagegen zu stehen. Daher bitte ich, sachlich darüber nachzudenken.“ Über das eigentliche Streitthema, nämlich die Apotheken ohne Approbierte, sprach er in diesem Zusammenhang nicht. „Wir haben noch Gelegenheit, denn die Reform wird ja derzeit noch diskutiert und ich bin mit vielen dazu in Kontakt. Aber die Idee, dass wir die Apotheke zu einer telemedizinfreien Plattform machen, das kann nicht richtig sein und ist auch nicht in Ihrem Sinne.“
Auch zum Thema der Rx-Skonti äußerte sich Lauterbach: „Die Skonti sind ja Bestandteil der Reform. Ich habe direkt gesagt, dass wir die Skonti-Regelung umsetzen würden. Aber ich bitte um Verständnis, dass die Reform bisher als ein gesamtes Paket verhandelt wird. Wenn uns die Reform auseinander fiele, weil wir uns zum Beispiel mit der FDP nicht einigen könnten oder aus anderen Gründen, wir haben ja viele andere Gesetze, die wir machen, dann würden wir noch einmal über alles nachdenken. Aber die Reform ist aus meiner Sicht für Sie auch eine Gelegenheit, aus der Budgetierung herauszukommen und sich zu modernisieren.“