Hoher Besuch in der Paracelsus-Apotheke in Castrop-Rauxel: Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat sich am Freitag vor Ort über die Vorteile patientenindividueller Versorgung und Verblisterung aufklären lassen. Länger als geplant stand er Inhaber Detlef Steinweg Rede und Antwort.
Steinweg hatte sich für den Minister ins Zeug gelegt. „Wir sind ja eine Multikulti-Apotheke, deswegen haben wir für ihn ein buntes Buffet mit persischen, türkischen, marrokanischen und amerikanischen Spezialitäten aufgefahren“, erzählt Steinweg. „Wir hatten aber auch etwas Deutsches dabei: Frikadellen.“ So gut das Essen gewesen sein mag, Laumann kam weniger für Börek und gefüllte Weinblätter als vielmehr um über Verblisterung und patientenindividuelle Versorgung zu sprechen. Und da gab es genügend Redebedarf.
Steinwegs Paracelsus-Apotheke war dafür eine gute Adresse, sie zählt nach eigenen Angaben zu den größten Dienstleistern für die Arzneimittelversorgung von Pflegeheimen in Deutschland. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigen er und sein Team sich intensiv mit der Betreuung von Pflegeeinrichtungen und arbeiten mit mehr als 25 Einrichtungen im Ruhrgebiet zusammen. Mit seinem vor zwei Jahren ausgezeichneten Service- und Kundenbindungsprogramm Paracelsus.care geht er dabei auch neue Wege.
Paracelsus.care kannte der Minister bereits. „Das Projekt haben wir ihm schon mal auf dem Gesundheitskongress in Berlin vorgestellt“, so Steinweg. Nicht nur mit Laumann im Speziellen, sondern auch mit Politikerbesuchen im Allgemeinen ist der Pharmazeut bereits vertraut, er ist gut in der Politik vernetzt. „Wir waren 2003 die erste Apotheke in Deutschland, die selbst verblistert hat, dadurch haben wir in den letzten 15 Jahren schon mehrmals die Aufmerksamkeit der Politik bekommen.“ Unter anderem Klaus-Theo Schröder, damaliger Staatssekretär unter SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, und Hubert Hüppe, damals Behindertenbeauftragter der Bundesregierung, gaben sich bereits die Ehre.
Laumann sei vor allem interessiert gewesen und habe sich alles ausführlich erklären lassen, erzählt Steinweg. „Wir haben ihm unsere Heimversorgung gezeigt, die wir direkt neben der Apotheke ausgelagert haben.“ Laumann habe sich beeindruckt gezeigt und betont: Apotheken müssten Logistik beherrschen, wenn es sie in 20 Jahren noch geben soll, erinnert sich der Apotheker. „Er konnte konzentriert zuhören und hat gute Fragen gestellt. Ich habe den Eindruck, dass er sehr interessiert war“, so Steinweg. „Das war kein reiner Pflichtbesuch.“
Doch auch der Apotheker hatte Themen auf dem Herzen, die er mit Laumann besprechen wollte, insbesondere die Digitalisierung. So ging es um die Verfügbarkeit der elektronischen Gesundheitskarte, um das elektronische Medikationsmanagement und die Honorierung der Verblisterung. „Bei der Honorierung hat er sich erst einmal zurückgehalten und darauf verwiesen, dass das Sache der Selbstverwaltung ist. Die macht aber nichts, habe ich eingewendet. Und die Apotheker stehen zwischen zwei Seiten und haben Sorge, retaxiert zu werden.“
Konkrete Aus- oder Zusagen habe Laumann allerdings nicht machen können. Vieles liegt auch nicht in seinem Zuständigkeitsbereich als Landesminister. Zu anderen Themen, die Steinweg gern angesprochen hätte, seien sie gar nicht gekommen. Auch die Reform der Apothekenaufsicht nach dem Zyto-Skandal in Bottrop oder die Debatte um ein Rx-Versandverbot haben keine Rolle gespielt, obwohl Laumann selbst beim Thema erst kürzlich klar Stellung bezogen hatte. Doch selbst die behandelten Themen haben den Zeitplan schon überstrapaziert, mehr als eine halbe Stunde hatte Laumann bei seinem Besuch überzogen. Es war eben ein „recht intensives“ Gespräch, sagt Steinweg.
APOTHEKE ADHOC Debatte