Keine Kürzungen bei der Lohnfortzahlung

Laumann und Heil gegen Karenztage

, Uhr aktualisiert am 09.01.2025 09:59 Uhr
Berlin -

Die Debatte über den Vorschlag, Beschäftigten am ersten Krankheitstag keinen Lohn zu zahlen, sorgt weiter für Diskussionen. Nun haben sich auch der stellvertretende Bundesvorsitzende Karl-Josef Laumann (CDU) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) klar gegen den Vorschlag positioniert.

Laumann hält nichts von Vorschlägen, dass Arbeitnehmer künftig für den ersten Krankheitstag oder sogar die ersten drei Krankheitstage keinen Lohn mehr bekommen sollen. „Ich bin da ein gebranntes Kind. Ich habe als Bundestagsabgeordneter mal für ihre Einführung gestimmt. Dann hat die IG Metall mit Zustimmung der Arbeitgeber die Karenztage per Tarifvertrag für ihre Branchen kassiert“, sagte der NRW-Gesundheitsminister der „Rheinischen Post“. „Damals habe ich mir geschworen: Ich lass mich nicht noch einmal bei diesem Thema ins Bockshorn jagen.“

Allianz-Chef Oliver Bäte hatte empfohlen, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen. Die Arbeitgeber würden so entlastet. In der Bundesrepublik gilt – anders als in einigen anderen Ländern – seit Jahrzehnten die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag. Einige Unionspolitiker hatten sich offen für die Idee gezeigt, dass Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag keinen Lohn erhalten.

Arbeitsminister ist gegen Karenztage

Auch der Bundesarbeitsminister wies den Vorschlag von Bäte zurück, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für den ersten Tag einer Krankmeldung zu streichen. „Wer krank gemeldete Beschäftigte unter den Generalverdacht des Blaumachens stellt, hat ein verzerrtes Bild von den arbeitenden Menschen in diesem Land“, sagte Heil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Die Deutschen sind keine Drückeberger und Faulenzer“, sagte der Arbeitsminister weiter. „Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einzuschränken, wird es mit mir und der SPD nicht geben.“

Besonders Arbeitnehmer mit niedrigen Einkommen würden unter einer Wiedereinführung des Karenztages leiden, warnte Heil. „Es würde die Menschen hart treffen, die tatsächlich krank sind und die einen geringen Lohn haben, vor allem Frauen“, sagte Heil. „Deshalb ist das der falsche Weg.“

Auch Lauterbach gegen Vorschlag

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hält nichts von einem unbezahlten Karenztag bei einer Krankmeldung. Der SPD-Politiker sagte dem Nachrichtenradio MDR aktuell: „Es ist eine Idee, die geht zulasten der Arbeitnehmer.“

Diejenigen, die sich den Lohnausfall nicht leisten könnten, schleppten sich dann zur Arbeit. Sie gefährdeten nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch die Gesundheit der Mitarbeitenden. Das seien auch keine Kleinigkeiten: „Wenn sie mit einer Covid-Erkrankung zur Arbeit gehen und infizieren die Mitarbeiterin, die dann möglicherweise an Long Covid erkrankt, dann ist niemandem geholfen.“

Aus Sicht von Lauterbach geht die Debatte in die falsche Richtung. Blaumachen spiele in der Praxis kaum eine Rolle und erkläre auch nicht, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern den höchsten Krankenstand habe.

Viele Krankheitstage durch Langzeiterkrankte

Dieser komme nicht durch Arbeitnehmer zustande, die wenige Tage fehlten, sondern durch Langzeiterkrankte etwa mit psychischen Problemen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sagte Lauterbach.

Grund sei, dass Deutschland zehn bis 15 Jahre lang die Vorbeugemedizin vernachlässigt habe. Deshalb habe man auch die geringste Lebenserwartung in Westeuropa und hohe Pflegekosten. „Wir brauchen hier also endlich Präventionsgesetze wie das Gesunde-Herz-Gesetz“, das aber durch den Ausstieg der FDP aus der Ampel nicht mehr realisiert worden sei.

Ökonomen und Verbände warnen vor den volkswirtschaftlichen Folgen des hohen Krankenstands in Deutschland. So führe dieser zu geringerem Wirtschaftswachstum und höheren Ausgaben der Sozialversicherungen. Wirtschaftsexperten reagieren aber auch skeptisch auf den Vorschlag, Beschäftigten für den ersten Krankentag die Lohnfortzahlung zu streichen. Sie verweisen auch auf mögliche Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen.

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