Nordrhein-Westfalen

Laumann lässt Klinik wegen Filmdoku prüfen

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Berlin -

Nach Gewaltvorwürfen gegen die Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen hat sich jetzt das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium eingeschaltet. Anlass ist die Filmdoku „Elternschule“, in der es um die mehrwöchige Behandlung von psychosomatisch erkrankten Klein- und Vorschulkindern etwa mit massiven Ess- und Schlafstörungen geht. In dem Film wird etwa gezeigt, wie Kinder mit Schlafstörungen allein in einem dunklen Schlafzimmer die Nacht verbringen – und irgendwann durchschlafen können. Kritiker werfen der Klinik vor, in den Therapien Gewalt anzuwenden.

Aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Ministeriums von Karl-Josef Laumann (CDU) an den Familienausschuss des NRW-Landtags geht nun hervor, dass es die Methoden unter die Lupe nehmen wird. So soll die zuständige Bezirksregierung Münster aufsichtsrechtlich prüfen, ob bei den Therapien in der Klinik Freiheitsentziehungen stattgefunden haben und ob diese gerichtlich genehmigt waren. Berufsrechtlich sollen die Ärztekammer Westfalen-Lippe und die Psychotherapeutenkammer NRW die Arbeit der Klinik bewerten.

Seit seinem Erscheinen sorgt „Elternschule“ für kontroverse Debatten über die gezeigten Therapiemethoden. Nach Ansicht des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) enthält der Film zahlreiche Szenen, in denen Kinder psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt sind. Die Klinik hatte die Vorwürfe als „haltlos“ zurückgewiesen und ihre Arbeit als „absolut gewaltfrei“ bezeichnet. Nach der Anzeige eines Arztes ermittelt die Staatsanwaltschaft Essen gegen die Klinik wegen des Verdachts der Misshandlung Schutzbefohlener.

„Die in dem Film dargestellten Behandlungsmethoden zum Üben von Trennungssituationen und zur Schlafanbahnung (...) sind (...) weder wissenschaftlich evaluiert noch vertretbar“, kritisierte die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) in einer Anfang November veröffentlichten Stellungnahme. Die Fachgesellschaft bewertete die Methoden als „klinisch und ethisch bedenklich“. Sie könnten im schlimmsten Fall dem Kind mehr schaden als nutzen. Das Ministerium bezieht sich in seinem Bericht unter anderem auf diese Stellungnahme und schreibt: „Eine erste Inaugenscheinnahme des Filmes ergab, dass die von den Fachgesellschaften geäußerte Kritik nachvollziehbar ist.“

Die Frage, ob Kritik an der Arbeit der Klinikabteilung fachlich gerechtfertigt ist oder nicht, könne allerdings ein Dokumentarfilm alleine nicht beantworten, hieß es weiter. Das Ministerium werde daher die Psychotherapeutenkammer NRW und die Ärztekammer
Westfalen-Lippe um eine berufsrechtliche Überprüfung des Sachverhalts bitten.

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