Wo soll die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) angesiedelt sein? Bei einem Besuch der Gesundheitsministerin Nordrhein-Westfalens, Barbara Steffens (Grüne), in der Apotheke von Gabriele Regina Overwiening wurde diese Frage diskutiert. Über die Antwort war man sich in Reken einig.
Die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) hatte Steffens zum Gespräch geladen, um dringende berufspolitische Probleme zu diskutieren. Vor allem das Thema AMTS sei derzeit dringend.
Laut Steffen Schmidt, Pharmazeut im Praktikum (PhiP) in der Rekener Apotheke, beginnt die Pharmazie vor Ort häufig da, wo die Industrie aufhört. Um das zu veranschaulichen, stellte er für die Ministerin Kapseln her, stellvertretend für die vielen Individualrezepturen, die in deutschen Apotheken jeden Tag angefertigt werden. Diese Arbeit werde „bislang nicht ausreichend honoriert“, so Overwiening.
Wie anspruchsvoll AMTS jedoch ist und was sie für Patienten leisten kann, wurde Steffens anhand des Arbeitsalltages von Schmidt gezeigt. Der Pharmazeut durchläuft das Programm Apo-AMTS der Kammer und führt dafür mehrere Medikationsanalysen durch. Einen dieser Fälle stellte Schmidt der Ministerin in all seiner Komplexität vor und demonstrierte damit, wie AMTS die Lebensqualität von Patienten maßgeblich verbessere und den Kassen zugleich Geld sparen könne.
In der Frage, ob Arzt oder Apotheker die Hoheit haben sollten, waren sich Steffens und Overwiening einig: „AMTS gehört in die Hände von Apothekerinnen und Apothekern“, so Steffens. Außerdem spiele hier eine gute Kommunikation zwischen den beiden Heilberuflern eine wichtige Rolle, so Steffens und Overwiening.
Aus Sicht der Ministerin hätte man AMTS im Rahmen des E-Health Gesetzes in die Hände der Apotheker geben sollen. „Ich bin zutiefst enttäuscht von dem, was im Gesetz umgesetzt wurde“, sagte Steffens beim Zukunftskongress öffentliche Apotheke des Apothekerverbands Nordrhein im Februar in Bonn. Die Apotheker seien viel zu wenig berücksichtigt worden.
Aus ihrer Sicht hätten die Apotheken als Ersteller von Medikationsplänen eingesetzt werden müssen – um den behandelnden Ärzten dann mit passenden Empfehlungen zur Seite zu stehen. In der Arztpraxis sei für eine eingehende Beratung oft keine Zeit. Das heutige Informationssystem sei an vielen Stellen nicht ausreichend, wodurch weitere Risiken entstünden, so Steffens schon 2014. Die Apotheker hätten dagegen oft die Zeit und die Möglichkeiten für eine solche Beratung. Steffens forderte die Apotheker auf, weiter auch für ein Beratungshonorar zu kämpfen.
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