Landarzt-Mangel: Was die Bundesländer tun dpa, 03.01.2018 14:03 Uhr
Stipendien oder Studienplätze nur für angehende Landärzte – mit diesen und anderen Initiativen versuchen die Bundesländer, dem Landärztemangel vorzubeugen. Hier ein Blick auf einige Flächenländer.
Mecklenburg-Vorpommern setzt unter anderem auf Sonderstipendien für Medizinstudenten. Monatlich erhalten angehende Mediziner, die nach einem Bewerbungsverfahren ausgewählt wurden, an den beiden Landesuniversitäten in Rostock und Greifswald monatlich 300 Euro. Das Stipendium läuft maximal vier Jahre und drei Monate. Die Jungmediziner müssen dafür nach dem Studium für mindestens fünf Jahre als Arzt auf dem Land oder im öffentlichen Gesundheitsdienst arbeiten.
Niedersachsen: Dort gibt es derzeit noch keine unterversorgte Region, dennoch stellt man sich auch hierzulande auf einen drohenden Mangel in den nächsten Jahren ein. Die Kassenärztliche Vereinigung fordert die Schaffung von bis zu 200 zusätzlichen Medizinstudienplätzen. Davon sollten zehn Prozent für Studenten reserviert werden, die sich dazu verpflichten, später als Hausarzt in unterversorgte Gebiete zu gehen.
NRW: In Nordrhein-Westfalen will das Land deutlich mehr Medizin-Studienplätze schaffen. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat sich auf eine neue staatliche Medizin-Fakultät an der Uni Bielefeld geeinigt. Ab 2021 sollen hier 300 Mediziner pro Jahrgang ausgebildet werden, ein Schwerpunkt der Fakultät liegt auf der Allgemeinmedizin. Ab dem Wintersemester 2018/2019 soll zudem eine Landarztquote eingeführt werden. Bis zu zehn Prozent der Medizin-Studienplätze sollen Bewerber bekommen, die sich verpflichten, anschließend zehn Jahre als Arzt aufs Land zu gehen.
Bayern: Das bayerische Gesundheitsministerium fördert die Niederlassung von Haus- und Fachärzten mit bis zu 60.000 Euro in Gemeinden mit nicht mehr als 20.000 Einwohnern. Zudem wurde ein Stipendienprogramm aufgelegt für Medizinstudenten, wenn diese ihre Facharztausbildung im ländlichen Raum absolvieren und danach mindestens fünf Jahre dort bleiben. Außerdem soll eine Landarztquote eingeführt werden: Bis zu fünf Prozent aller Medizinstudienplätze im Freistaat sollen für Studenten zur Verfügung stehen, die später als Hausarzt in Regionen mit Landärztemangel gehen.
Sachsen-Anhalt: Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt zahlt künftigen Landärzten ein Studium an der Privatuni Witten/Herdecke. Die jungen Leute müssen sich im Gegenzug verpflichten, nach dem Studium zehn Jahre lange in Regionen mit Hausärztemangel zu praktizieren – insgesamt sollen so zwölf Landärzte hinzukommen. Zudem gibt es seit 2010 ein Landarzt-Stipendium für staatliche Hochschulen. Je nach Höhe der Förderung verpflichten sich die Studenten, mindestens zwei Jahre in unterversorgten Regionen zu praktizieren. Für Praxisgründungen fließen bis zu 60.000 Euro Förderung.
Schleswig-Holstein: Dort gibt es derzeit in keiner Region einen akuten Ärztemangel. Dennoch wird auch schon an die Zukunft gedacht – die Kassenärztliche Vereinigung hat bereits vor einigen Jahren eine Nachwuchskampagne gestartet. Außerdem sollen sich Ärzte an einem gut erreichbaren Ort auf dem Lande zusammenschließen und mit einem Hausarztzentrum die medizinische Versorgung sichern. Unter anderem soll auch der verstärkte Einsatz von Telemedizin helfen – also ärztliche Beratung per Video-Schalte auf dem Computer.
Thüringen: Im ländlich geprägten Thüringen sollen unter anderem Honorarzuschüsse für Ärzte in unterversorgten Regionen, ein Förderstipendium für Nachwuchsmediziner in der Facharztausbildung sowie Investitionszuschüsse für Praxisgründungen oder -übernahmen in kleineren Orten einen Ärztemangel verhindern. Finanziert wird das von der Kassenärztlichen Vereinigung, den gesetzlichen Krankenkassen und dem Land.
Hessen: Dort reichen der Kassenärztlichen Vereinigung finanzielle Anreize nicht aus – eine Förderprämie zur Ansiedlung von Praxen auf dem Land wurde im Sommer abgeschafft. Vor kurzem schlugen die Kassenärzte ein „Aktionsbündnis für das ländliche Hessen“ vor. Es soll um ein Bündel von Maßnahmen gehen, insgesamt zwölf Forderungen wurden vorgestellt. So sollen etwa Behörden aufs Land verlegt, aber auch Zuschläge für Landärzte gezahlt werden – allerdings nicht mehr von den Kassenärzten, sondern von den Krankenkassen.
Rheinland-Pfalz: Derzeit gibt es sieben Förderprogramme, die helfen sollen, die hausärztliche Versorgung zu verbessern. So werden zum Beispiel Studenten finanziell unterstützt, die sich im Praktischen Jahr des Medizinstudiums für ein Tertial in der Allgemeinmedizin entscheiden. Im aktuellen Koalitionsvertrag steht, dass der Masterplan zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung fortgeführt werden soll. Dazu gehört ein Wiedereinstiegskurs für derzeit nicht in ihrem Beruf tätige Ärzte.