Apothekerprotest in Hannover

„Apotheken betriebswirtschaftlich an der Grenze“ Nadine Tröbitscher, 08.11.2023 12:05 Uhr

Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Heute protestierten die Apothekenteams in Hannover. Bei der zentralen Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz (Ernst-August-Platz) sprachen verschiedene Redner zu den Apothekenteams, darunter Verbandschef Berend Groeneveld und Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD). Das Geschehen im Live-Ticker und bei Instagram.

Tosender Applaus für Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des LAV Niedersachsen.

Begrüßung der Apothekenteams der Region Nord (Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen).

Vorstellung der Redner.

  • Volker Meyer (CDU), MdL und Mitglied im Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung im niedersächsischen Landtag
  • Christian Burgdorf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Niedersächsischer Apotheken
  • Dr. Andreas Philippi, Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung

Schätzungweise 2000 Teilnehmer:innen sind in Hannover.

Botschaft des Apothekertages war: Apotheken stärken. Jetzt! Westen wurden in Hannover verteilt und dürfen behalten werden. „Ein Geschenk der Abda.“

„Ich möchte den Spruch des DAT erweitern.“

Motto sollte lauten: „Alle Apotheken stärken. Jetzt.“

Es geht um den Erhalt unseres Systems – wohnortnah, inhabergeführt.

Apotheken erfüllen Aufgaben mit einer Leidenschaft, die fast „unanständig“ ist.

„Sorg dafür, dass wir Geld kriegen!“, lautet der Appell an Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach.

Chor: Alle Apotheken stärken.

Seit 20 Jahren hat sich beim Honorar nichts getan. GKV-Finanzstabilisierungsgesetz: 23 Cent weggenommen. Stand der Honorierung von 2004. In dieser Zeit ist Lohnkostenentwicklung um 160 Prozent gestiegen. „Wo bleiben wir?"

Appell an Lauterbach.

Nimm uns wahr. Nimm den Berufsstand der Apotheker ernst. Das Schiff Apotheke ist nicht mehr im richtigen Fahrwasser. Wird sind nicht nur in Seenot, sondern auf Grund gelaufen.“

Der Leuchtturm BMG sendet falsche Signale. Wie sollen wir Kurs halten, wenn wir falsche Signale bekommen?

„Wir senden ein SOS. Alle Apotheken stärken. Jetzt.“

Die Zitrone ist ausgequetscht, es ist kein Potenzial an Einsparungen mehr da.

Drei Kernforderungen:

  • Fixum auf 12 Euro erhöhen
  • Dynamisierung
  • Bürokratieabbau

ALBVVG ist Alibi-Gesetz. So kann es nicht weitergehen.

Wovon träumt Herr Lauterbach, wenn er sagt, davon wird die Bürokratie abgebaut und die Handlungsfreiheit erweitert?

Wie sollen wir Kinder adhoc versorgen, wenn wir erst die Lieferengpassliste runterladen müssen. Eine Liste, die nicht aktuell ist. Jede Bürokratie muss weg, wir müssen handeln können.

Man müsse sich fragen, wofür steht das S in der Partei, der Lauterbach angehört. Sozial ist es nicht.

Wie soll Apotheke-light die Versorgung verbessern? Eine Light-Filiale wird auch nicht entstehen, wenn eine andere Apotheke schließt. Geschlossene Apotheken bleiben geschlossen. Apotheke ist Wettbewerb.

Pläne führen nicht zur Verbesserung der Versorgung.

„Wo sollen wir bitte mehr Leistung erbringen?“ Grundvergütung muss angepasst werden. Sozialwirtschaft hat drei tragende Säulen. Eine ist die Gesundheitsversorgung.

„Wir steuern sehenden Auges auf eine Zwei-Klassen-Versorgung zu.“

Es könne nicht sein, dass der, der sich Gesundheit leisten kann, Gesundheit bekommt und wer nicht, der nicht.

Wenn Politik jetzt nicht einlenkt, werden mehr Apotheken schließen. Sind noch in einem Status, dass Versorgung stattfinden kann. Aber das ist das Ende der Fahnenstange. Wird es weitere Schließungen geben, werden wir Versorgungsengpässe haben. Nicht nur das. Wir sind am Ende unserer Kraft. Jedes zweite Rezept ist von Lieferengpässen betroffen.

Appell geht auch an andere Partner in der Bundeskoalition. Zuständig für das Honorar ist Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Hat zugesichert, Apotheken unterstützen zu wollen. „Halten Sie ihr Wort. Schieben Sie das nicht weg. Überzeugen Sie ihre Koalitionspartner.“ Der dritte im Bunde ist der Finanzminister.

Jeder schiebt es auf den anderen. Man drückt sich vor Entscheidungen. So kann es nicht weitergehen.

Gesundheitskioske können Aufgaben der Apotheke nicht übernehmen. „Vielleicht hilft uns ja ein Cannabis-Club, um das zu ertragen.“

In Niedersachsen Koalition, die sich sehr für Apotheken einsetzt. Ministerpräsidentenkonferenz hat eindringlichen Appell an Bundesregierung gerichtet: Apotheken müssen gestärkt werden.

Chor: Alle Apotheken stärken. Jetzt.

Wir müssen gemeinsam der Politik zeigen, dass das System Daseinsvorsorge und Gesundheitsversorgung so nicht funktionieren kann. Gefordert wird eine konstruktive Zusammenarbeit, keine destruktive.

Chor: Alle Apotheken stärken. Jetzt.

12:41 Pause

Volker Meyer (CDU), MdL und Mitglied im Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung im niedersächsischen Landtag

„Lassen sie mich mit einem Dank beginnen, auch wenn Sie sich davon nichts kaufen können.

Sie haben in der Pandemie sichergestellt, dass die Bevölkerung weiter versorgt wurde, ohne einen großen wirtschaftlichen Vorteil.

Als Dank hat Minister Lauterbach nichts anderes zu tun, als ihnen das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz in den Schoß zu legen.“

Panikmache von Lauterbach ist unbegründet, GKV-Finanzstabilisierungsgesetz gehört abgeschafft

Leistungen nicht rasenmäherartig kürzen. Bürger:innen werden durch Leistungskürzungen im Stich gelassen.

Apothekenteams als Lotsen im System.

Sparpolitik des Gesundheitsministers ist völlig ungerechtfertigt. Wir werden uns weiter dafür starkmachen, dass es Korrekturen gibt.

Schulgeldfreiheit für PTA war ein erster wichtiger Schritt. Es brauche jedoch weitere Verbesserungen, beispielsweise Kompetenzerweiterungen.

ALBVVG: Bürokraten statt Praktiker waren am Werk.

Gesetz zeigt einige gute Ansätze, doch es wurde ein Bürokratiemonster geschaffen.

Zerstörung der Strukturen ist mit uns nicht zu machen.

Apotheken sollen nach Plänen von Lauterbach reine Abgabestellen werden. Dabei ist die Beratung in Apotheken für die sichere Versorgung unabdingbar.

Qualitätsverluste können wir uns nicht erlauben. Wir stehen für mehr Qualität. Das muss der Standard der Gesundgeitsversorgung sein.

Groeneveld: Dank an Meyer für die klaren Worte. Das ist Balsam auf die Seele der Apotheken.

Groeneveld dankt allen Mitarbeitenden in den Apotheken, ohne die alles nicht möglich wäre.

13:04 Pause

Christian Burgdorf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Niedersächsischer Apotheken

Dank an Groeneveld und Meyer für klares Votum zum Berufsstand.

Norddeutschland braucht starke Apotheken – in der Stadt und auf dem Land. Stark in Beratung und Arzneimittelversorgung und stark, um angemessene Gehälter bieten zu können. Ist Arbeitgeberverband sehr wichtig.

Höchtes Lob und Anerkennung an Mitarbeiter:innen.

Vergütung der Apotheken muss angepasst werden.

Bedrohliche Entwicklungen. Immer mehr Apothekenleiter:innen müssen Arbeitsplätze abbauen, obwohl die Arbeit nicht weniger wird. Finanzieller Druck groß. Fehlen Strukturen, fehlen sie für immer. Für Patient:innen bedeutet das längere Wege, um mit Arzneimitteln versorgt zu werden.

Wir unterstützen uneingeschränkt und vehement die Forderung, die Vergütung und die Rahmenbedingungen in den Apotheken schnell und deutlich zu verbessern.

Arbeitsplatz Apotheke muss attraktiv und sicher bleiben.

Chor: Alle Apotheken stärken. Jetzt.

„Wir können nur als Team existieren“, so Groeneveld. „Dazu zählt 1:1 nicht nur die PTA, sondern auch die PKA, dazu zählt jeder einzelne Mitarbeiter in unserem Betrieb. Der Bote, das Reinigungspersonal.“

Von reiner Wertschätzung können wir nicht leben.

„Ich habe keine Lust mehr auf die Worthülsen der Politik. Die Seifenblasen platzen und es passiert nichts. Es muss etwas passieren.“

13:19 Pause („Musikauswahl, zum Beispiel Heros – „Sie sind alle Heros". We Are The Champions – wir sind alle Champions, And The Show Must Go On, übrigens auch von Queen“, so Groeneveld)

13:30 Dr. Andreas Philippi, Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung

Liebe Apotheker:innen und Mitarbeiter:innen und liebe Bürger:innen, ich habe ein Rezept gegen das Apothekensterben dabei, ein Privatrezept, das auf den Namen Lauterbach ausgestellt ist.

Kundgebung ist so abgesichert, dass Notdienstapotheken Versorgung sichern – zeigt Verantwortung der Apotheken.

Apothekensterben ist ein Warnsignal. Stehe mit Standesvertretung im engen Austausch.

„Apotheken kommen betriebswirtschaftlich an ihre Grenzen.“

Einnahmen der Kassen in den letzten Jahren fast verdoppelt. Fixzuschlag für Apotheken seit zehn Jahren nicht angepasst und das bei steigenden Kosten (Inflation, Löhne, etc.)

Inhaber:innen brauchen entsprechende finanzielle Spielräume – auch für Löhne der hochqualifizierten Angestellten.

Honorierung muss angepasst werden.

Nur so kann gute Arzneimittelversorgung trotz Engpässen weiterhin gewährleistet werden. Über neue Finanzierungskonzepte muss nachgedacht werden.

Impfangebot in Apotheken entlastet saisonal Arztpraxen und erhöht Impfquote.

Herausforderung der Apotheken ist auch der Fachkräftemangel. Darum Schulgeldfreiheit für PTA in Niedersachsen umgesetzt.

Mit einer Apotheke light lassen sich die Probleme nicht lösen.

Eine Apotheke ohne Apotheker:in, ohne Rezeptur, ohne Notdienst verbessert die Versorgung der Bevölkerung nicht.

Dank an Apotheken für unermüdliches Engagement.

Gemeinsames Ziel müsse es sein, die Versorgung der Menschen zu sichern.

Chor: Alle Apotheken stärken. Jetzt.

Groeneveld

Die Staatsmedizin kann uns mal. Wir handeln selber.

Ehrenweste für Philippi. Zieht Weste unter Applaus an.

Kommunikation auf Augenhöhe und Respekt wünscht sich Groeneveld von der Bundespolitik.

Rufe: Karl muss weg.

Ist nicht die richtige demokratische Einstellung, so Groeneveld. Man muss überzeugen können. Wir wollen auf Augenhöhe an der Lösung arbeiten.

Heutiger Zusammenhalt zeigt allen, dass die Lage ernst ist. Es ist fünf nach zwölf und kein Spaß mehr.