Politische Diskussionsrunde des WLAT

Kuck: E-Rezept als „letzter Schuss“ für Versender

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Berlin -

Im Rahmen des Westfälisch-lippischen Apothekertages (WLAT) diskutierten BAK-Präsident Thomas Benkert, AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff und der Noweda-Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Kuck über die Leistungen der Apotheke vor Ort in der Corona-Pandemie. Außerdem ging es um die verstärkte Digitalisierung durch Einführung des E-Rezeptes und die Bundestagswahl am 26. September.

Die Bundestagswahl rückt immer näher und spielt auch für die Apotheken und ihre Partner eine große Rolle. Benkert wünscht sich von der Politik vor allem ein Bekenntnis zur Apotheke vor Ort: „Alle haben gezeigt, dass sie unverzichtbar ist.“ Voraussetzung sei jedoch auch mehr Personal: Das Bekenntnis könne als Motivation für das Pharmaziestudium und eine spätere Apothekenleitung dienen.

Dem pflichtet auch Kuck bei: Er wünscht sich, dass auf Bundesebene endlich verstanden wird, dass Apotheken zur sozialen Infrastruktur gehören – ähnlich wie Schulen, Polizei oder Feuerwehr. „Ich gehe auch nicht nach Holland und hole mir billigere Polizisten, um eine Polizeistation aufzubauen“, macht er deutlich. Man müsse sehen, dass diese Struktur vorhanden sei, und sie schützen. Hinzu komme der Wunsch nach einer anständigen Bezahlung: Man müsse aufhören, Apotheken anzugreifen und „ausländische Konzerne zu päppeln“.

Dieckerhoff untermauert die Forderungen seiner Vorredner: „Viele Apotheken sind am Rande der Unterfinanzierung“, machte er deutlich. Auch die „Trivialisierung des Arzneimittels“ müsse unterbunden werden. Außerdem sieht er den Ausbau von Studienplätzen und kostenfreien Ausbildungsplätzen für PTA als wichtigen Baustein.

Ein Rückblick: Was haben Apotheken in der Pandemie geleistet?

Zurückblickend schauen alle auf extreme Herausforderungen und additive Tätigkeiten – die jedoch gut gemeistert wurden: Der anfängliche Run auf Apotheken, die Beschaffung von Masken, die Bildung von Teams für den Fall einer Quarantäne und die Impfstoffbestellung und -verteilung, um nur einige zentrale Punkte zu nennen. „Wie haben wir das eigentlich hingekriegt?“, fragt sich Noweda-Chef Kuck. Denn auch beim Großhandel sah es ähnlich intensiv aus wie in den Apotheken: „Wir hatten teilweise bis zu 50 Prozent mehr Umsatz zu bewältigen“, erklärt er. Doch letztlich habe das gemeinsame System aus Apotheken und pharmazeutischem Großhandel überlebt – unter schwierigsten Bedingungen.

Von der Politik gab es dabei nicht immer Unterstützung. „Manchmal hatte ich das Gefühl, es werden noch zusätzliche Hürden aufgebaut“, meint Kuck. „Es war enorm schwer, mit Teilen der Politik zurechtzukommen.“ Beispielsweise im Bereich der Impfstoffverteilung mussten viele Prozesse völlig neu erfunden und innerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden. „Es gab jede Woche neue Regeln.“ Benkert stellt hier die Position der Apotheken heraus: „Wir standen zwischen den Fronten und mussten einen Spagat machen.“ Auf der einen Seite der Großhandel, auf der anderen Seite Arztpraxen und Patient:innen.

Ein Punkt der Diskussion war auch die öffentliche Sicht auf die Apotheken in der Pandemie. Häufig werden sie als Gewinner dargestellt, die enormen Profit gemacht haben – beispielsweise durch den Verkauf und die Verteilung von Masken. Wenn man nicht nah am Thema dran sei, könne dieser Gedanke tatsächlich aufkommen, meinte Kuck. Er ist froh über die Gelegenheit, dies zurechtzurücken: „Wir als Großhandel haben teilweise schon Einkaufspreise über 13 Euro gehabt – wie soll die Apotheke das günstiger anbieten?“

Der Preis sei bei dem Schnellschuss vor Weihnachten erstmal vollkommen egal gewesen, erklärte Benkert. „Wir wollten die Bevölkerung mit Masken versorgen und der Markt war leer.“ Apotheken und Großhändler seien schließlich „in eine Welle gelaufen“, erklärt Kuch. Anschließend habe man auf zu teurem Material gesessen und es unter Preis abgeben oder dar abschreiben müssen. „Kann das richtig sein?“, fragte er in die Runde.

E-Rezept: Was bringt die Zukunft?

Doch bei der Diskussion sollte es nicht nur um die vergangenen Monate gehen. Ein wesentlicher Aspekt der Zukunft ist die Einführung des E-Rezeptes. „Ich glaube, die Apotheken sind längst digital“, meinte Benkert. Viele Kund:innen hätten bereits Erfahrung mit Bestellplattformen oder auch bei der elektronischen Buchung von Coronatests gemacht. Wichtig sei es, die Patient:innen an die Hand zu nehmen.

Dieckerhoff berichtete, dass alle Komponenten vorhanden seien. „Wann immer es losgehen mag, werden alle Apotheken an Bord sein.“ Dennoch seien die Befürchtungen nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn das Versandmodell für Rx sei bislang umständlich gewesen und werde nun vereinfacht: Bald muss kein Umschlag mehr eingeworfen, sondern lediglich das elektronische Dokument übermittelt werden. „Das E-Rezept ist nichts Schlechtes – wenn etwas schlecht ist, dann ist es der Ordnungsrahmen drumherum.“ Man müsse darauf drängen, dass die freie Apothekenwahl gewahrt werde, der Zugang für alle Patient:innen absolut diskriminierungsfrei sei und es keine bevorzugten Kanäle gebe.

„Apotheken sollen keine Angst davor haben“, meinte Kuck. Viele Vorteile, die heute noch nicht erkennbar sind, würden sich später daraus ergeben. Dennoch sollten Apotheken schon Respekt haben: „DocMorris, Shop Apotheke & Co. sehen das als erhebliche Chance für sich selbst.“ Seit Jahren würden riesige Gelder in den Markt geleitet – jedoch ohne Erfolg. „Das E-Rezept ist für diese Kollegen der letzte Schuss“, meint Kuck. Wenn das nicht funktioniere, bekomme man Probleme mit den Investoren. „Die setzen alle Mittel ein, um hier möglichst viele Rezepte auf sich zu lenken.“ Komme es zu der Erwartung von Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli, dass Versandapotheken mindestens 10 Prozent Marktanteil erhalten, bedeute das das Aus für viele Apotheken vor Ort. „Deshalb müssen Apotheken das ernst nehmen – das E-Rezept wird auf jeden Fall kommen.“

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