Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will mit seinem Entwurf zur Reform des PTA-Berufs die Aufsichtsregeln lockern und die Ausbildungsinhalte deutlich ändern. Die Apothekengewerkschaft Adexa und der Bundesverband Pharmazeutisch-technischer AssistentInnen (BVpta) kritisieren das Reformvorhaben. Nach genauerer Prüfung habe sich der erste negative Eindruck verstärkt.
Der Referentenentwurf verfehle das Ziel deutlich, ein attraktiveres Berufsbild mit mehr Befugnissen zu schaffen. „Wir haben den Eindruck, dass die Weiterentwicklung des PTA-Berufs vom Ministerium im Wesentlichen an finanziellen Fragen festgemacht wird“, sagt Adexa-Chef Andreas May. Die von Adexa und BVpta favorisierte Verlängerung der schulischen Ausbildung werde mit erhöhtem Organisationsaufwand der Schulen und Mehrkosten abgelehnt. „Damit geht der Entwurf an der Praxis sowie an den Wünschen und dem Bedarf der Betroffenen vorbei.“
Bei den erweiterten Kompetenzen greife der Referentenentwurf nicht nur zu kurz, sondern springe sogar zurück. Mit der geplanten Neuregelung, die Aufsichtsbefugnis an Vorgaben zu knüpfen, werde die bestehende Möglichkeit der Abzeichnungsbefugnis aufgehoben. Demnach können Apothekenleiter schon jetzt einer PTA erweiterte Befugnisse übertragen – ohne von bestimmten Vorgaben abhängig zu sein. Der Leiter vertraue dabei allein auf die Einschätzung der Qualifikation der jeweiligen PTA.
„Für PTA, die die vom BMG formulierten Bedingungen nicht erfüllen, wäre dies ein Rückschritt und Verlust an beruflicher Befugnis“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme. BVpta-Bundesvorsitzende Katja Hennig sagte: „Die Pläne des BMG engen Mitarbeiter und Apothekenleitung unnötig ein. Das bedeutet eine im Vorfeld zu keinem Zeitpunkt erwähnte Kompetenzbeschneidung der PTA. Das ist nicht zukunftsweisend.“
Zuspruch gab es für die Vorschläge zur Reform der Ausbildungslehrinhalte. „Grundsätzlich ist es positiv, dass das Berufsbild der pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten konkretisiert wird“, sagte Ingrid Heberle, die bei der Adexa die Berufsgruppe PTA leitet. Über die Reihenfolge der Tätigkeiten könne man streiten. „Aus unserer Sicht sollten sie den realen Gegebenheiten in der Apotheke angepasst werden.“
Wenn die Aufgaben in der Apotheke umfangreicher und anspruchsvoller würden, müsse klar sein, dass man mit bloßen Stundenverschiebungen nicht weiter komme. „Unter dem Strich sehen wir insbesondere die Stundenkürzung im Fach Chemie angesichts der gestiegenen Anforderungen an Analyse und Rezeptur sehr kritisch“, so Heberle.
Auch Sabine Pfeiffer van Rijswijk, Leiterin der BVpta-Novellierungsgruppe sagte: „Eine Kürzung der grundlegenden Unterrichtsfächer ist nicht hinnehmbar. Gerade bei Chemie handelt es sich um den Kern einer pharmazeutischen Ausbildung.“ Für eine neue hochwertige PTA-Ausbildung werde eine Reform benötigt, die einer qualifizieren Arzneimittelversorgung in Deutschland gerecht werde.“
Adexa und BVpta fordern erneut eine Verlängerung der Ausbildungszeit. „Wir verstehen nicht, warum sich das Bundesgesundheitsministerium auch nach vielen durchaus zielführenden Gesprächen nicht dazu durchringen konnte, die Ausbildungszeit von zweieinhalb auf drei Jahre zu verlängern“, so Hennig. Wenn die pharmazeutische Kompetenz der PTA ausgebaut werden solle, sei eine Verlängerung der Ausbildungszeit notwendig.
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