Kritik an Reformplänen

Kriegsfall: Generalarzt und Krisenapotheker?

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Berlin -

Seit Beginn des Ukraine-Krieges und angesichts der drohenden Gebärden Russlands ist klar: Eine funktionierende Bundeswehr für die Bündnisverteidigung ist notwendig. Sowohl Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) als auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant verschiedene Strukturreformen, um das Gesundheitswesen für Krisen zu rüsten. Medienberichten zufolge, soll der Sanitätsdienst mit einer anderen Abteilung zusammengelegt werden. Dagegen wehren sich Ärzte und Verbände. Und auch an Lauterbachs Plänen kommt Kritik: Seine Reformen dürfen die Apotheken nicht vergessen.

In einem Schreiben vom 27. Februar sprechen sich die Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sowie Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und Bundesärztekammer, Bundeszahnärztekammer und die Ärztegewerkschaft Marburger gegen eine Veränderung der Struktur des Sanitätsdienstes aus. Die Verbände fürchten, der Sanitätsdienst könne seine Eigenständigkeit verlieren. Doch nur ein eigenständiger Dienst unter fachlicher Leitung könne die Aufgaben im Krisenfall bewältigen, zum Beispiel die Kooperation mit zivilen Einrichtungen zur Versorgung von Verletzten. Die jetzigen Strukturen hätten sich in der Vergangenheit bereits bewährt und sollten nicht verändert werden. Außerdem soll ein „Generalarztes der Bundeswehr“ im Verteidigungsministerium eingesetzt werden.

Unterstützung durch Politiker der FDP

Zusätzlich zu den Verbänden schrieben auch die Bundestagsmitglieder Dr. Andrew Ullmann (FDP) und Lars Lindemann (FDP) an den Verteidigungsminister. Bezogen auf das Schreiben der Ärztevertreter bitten sie Pistorius darum, „dringend, auf die Standesorganisationen der deutschen Ärzteschaft zuzugehen, um – wie in dem Schreiben dargelegt – gemeinsam funktionierende Lösungen in diesem wichtigen Bereich zu finden.“

Lauterbach plant Reformen im Sommer

Nicht nur das Verteidigungsministerium, auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) möchte das Gesundheitswesen auf mögliche militärische Konflikte vorbereiten. „Im Krisenfall muss jeder Arzt, jedes Krankenhaus, jedes Gesundheitsamt wissen, was zu tun ist. Wir brauchen klare Zuständigkeiten – etwa für die Verteilung einer hohen Zahl an Verletzten auf die Kliniken in Deutschland“, so der Gesundheitsminister im „ZDF heute“. Einen Gesetzesentwurf zur Reform will er dazu bereits im Sommer vorstellen.

Vor-Ort-Apotheke als Schlüsselfaktor

In einem offenen Brief forderte die Bahnhof-Apotheke in Freilassing den Minister heute, die Relevanz der Apotheken für die Versorgungssicherheit im Krisenfall bei seinen Reformplänen nicht zu vergessen. Die Reformbemühungen, so heißt es, seien richtig und wichtig, habe das Gesundheitssystem sich doch an vielen Stellen in den letzten Jahren als anfällig erwiesen. „Leider finden wir in Ihren Ausführungen keine Aussagen zur Bedeutung der dezentralen Arzneimittelversorgung“, erklären die Apotheker Dr. Thomas Wellenhofer und Dr. Ralf Schabik. Die Erfahrungen nicht nur während der Pandemie auch im Zusammenhang Starkregenfällen und Überschwemmungen hätten in den letzten Jahren die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheken zur Bewältigung von Krisen immer wieder gezeigt.

Apotheken nehmen in Katastrophenfällen aus einer ganzen Reihe von Gründen eine Schlüsselrolle bei der Versorgung ein, sie halten ständig Notfallarzneimittel bereit, auch solche, die bei Akutzuständen wie Vergiftungen sofort benötigt werden, stellen rund um die Uhr durch Not- und Nachtschichten die Verfügbarkeit von Arzneimitteln sicher und stellen Arzneimittel her, um nur einige zu nennen. Wenn es um die Krisensicherheit des Gesundheitssystemes gehe, müssen Apotheken zwangsläufig mitgedacht werden.

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