Facharzt wird Gesundheitsminister dpa, 20.01.2023 10:17 Uhr
Der Göttinger Arzt Andreas Philippi übernimmt das Sozialministerium in Hannover. Der 57 Jahre alte Mediziner und SPD-Bundestagsabgeordnete sei eine hervorragende Wahl für das Amt, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Freitag: „Er ist seit über 30 Jahren im Gesundheitswesen tätig, er kennt es aus dem Effeff.”
Philippi soll im niedersächsischen Kabinett Daniela Behrens (SPD) beerben. Behrens wechselt in das Innenministerium und ersetzt dort den neuen Bundesverteidigungsministerin Boris Pistorius (SPD). Philippi soll am Mittwoch als Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung vereidigt werden. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit solle die zukunftsfähige Ausrichtung des Krankenhaussektors sein, sagte er bei einer Pressekonferenz am Freitag in Hannover.
Der Sozialdemokrat wurde als ältester von vier Söhnen am 4. Juli 1965 im heutigen Marburg geboren. Sein Vater war Pastor und Theologe, seine Mutter leitete den Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Philippi ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt getrennt von seiner Frau. Seit 1982 ist er Mitglied der SPD, später war er in der Kommunalpolitik des ehemaligen Landkreises Osterode am Harz aktiv.
Er studierte ab 1986 in Göttingen Medizin. Zwei Jahre arbeitet der 57-Jährige an der Universitätsmedizin Göttingen in der Herzchirurgie, später als Facharzt für Chirurgie und Notfallmedizin in Herzberg am Harz (Landkreis Göttingen). Seit 2009 ist Philippi niedergelassener Chirurg in Herzberg. Auch als Bundestagsabgeordneter arbeitete er noch 30 Stunden pro Monat in seiner eigenen Praxis, zudem ist er Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Osterode. „Das erdet“, sagt der designierte Minister dazu.
Seit 2021 sitzt als Abgeordneter für die SPD im Bundestag. Er hatte damals seinen Wahlkreis Göttingen direkt gewonnen. Im Bundestag war Philippi unter anderem Mitglied des Gesundheitsausschusses. Zudem war er Teamarzt des FC Bundestag – einer Fußballmannschaft aus aktiven und ehemaligen Bundestagsabgeordneten.
Gerücht zerschlagen
Seit knapp zweieinhalb Monaten regieren SPD und Grüne in Niedersachsen zusammen, der 62 Jahre alte Pistorius begann wie Weil seine dritte Amtszeit. Pistorius gilt als enger Vertrauter des Ministerpräsidenten. Bei den Koalitionsverhandlungen im Herbst gab es keinen Zweifel daran, dass Pistorius im Amt bleiben wird. In wenigen Wochen wäre er Niedersachsens dienstältester Innenminister geworden, dazu kommt es nun nicht mehr.
Dem früheren Osnabrücker Oberbürgermeister sind immer wieder Ambitionen für ein politisches Amt auf Bundesebene nachgesagt worden. Diese konzentrierten sich allerdings meist auf das Innenressort. Es gab beispielsweise Gerüchte, er könnte Bundesinnenminister werden, falls Nancy Faeser bei der Landtagswahl in Hessen als Spitzenkandidatin für die SPD antritt und bei der Wahl im Herbst dann Erfolg haben sollte.