Der Gesundheitsökonom Professor Dr. Jürgen Wasem glaubt nicht, dass man mit einer Reduzierung der Zahl der Krankenkassen signifikante Einsparungen im Gesundheitsbereich erzielen kann. Mit weniger Krankenkassen werde man „nicht wirklich viel sparen“, sagte er dem Deutschen Ärzteblatt.
„Die paar Vorstandsgehälter machen den Kohl nicht fett“, sagte Wasem angesichts dessen, dass die Chefin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, kürzlich die Zahl der Krankenkassen in Deutschland infrage gestellt hatte. Sie hatte darauf verwiesen, dass jede Kasse Vorstände und eine teure Verwaltung habe.
In ganz Deutschland gibt es aktuell 96 Krankenkassen. Wasem zufolge braucht es in jeder Region zehn bis 15 Kassen, die allen Versicherten offenstehen, wenn die Politik funktionierenden Kassenwettbewerb wolle. „Das wäre – ökonomisch gesprochen – dann ein nicht zu enges regionales Oligopol. Da ein Teil der Krankenkassen nur ein regionales Tätigkeitsgebiet haben und behalten wird, dürfte dies bundesweit auf vielleicht 50 Kassen hinauslaufen“, sagte Wasem.
Der Gesundheitsökonom sagte weiter, dass Personalengpässe zu weiteren Fusionen führen könnten. Aber auch eine fortschreitende Professionalisierung im Leistungs- und Vertragsmanagement in Verbindung mit Finanzierungsproblemen werde weiterhin ein wesentlicher Treiber bleiben. Vor der Strukturreform 1992 habe es über 1000 Krankenkassen gegeben. „Die Fusionsgeschwindigkeit hat zwar abgenommen, die Zahl der Kassen wird aber auch ohne Zutun der Politik weiter sinken“, sagte Wasem. Seiner Schätzung zufolge wird es 2025 noch um die 90 Krankenkassen geben.
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