GKV-Finanzen

TK-Chef: Kassen haben zu viel Geld dpa/APOTHEKE ADHOC, 28.05.2013 13:09 Uhr

Zu viel Geld im System: TK-Chef Jens Baas wünscht sich Beitragsautonomie für die Krankenkassen. Foto: TK
Berlin - 

Die Krankenkassen klagen oft über zu hohe Ausgaben und finanzielle Engpässe. Ganz anders Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse (TK): In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sprach er sich dafür aus, dass die Kassen ihre Beiträge wieder selbst festlegen können: „Wegen der von der Regierung festgelegten Höhe von 15,5 Prozent ist zu viel Geld da, was man an den aktuellen Milliardenüberschüssen sehen kann“, so Baas.

Das heutige Finanzierungssystem kranke daran, dass die Kassen eigenen Entscheidungsspielraum nur über Prämie oder Zusatzbeiträge hätten. Es sei ein Fehler, dass der Beitragssatz einheitlich festgelegt werde, so der TK-Chef.

Selbst einen einheitlichen und pauschalen Gesundheitsbeitrag mit Steuerzuschüssen für Geringverdiener kann sich Baas vorstellen. Den von den Ärzten errechneten Betrag von 130 bis 170 Euro hält der TK-Chef für realistisch. „Der Sozialausgleich würde am Anfang wohl nicht sehr hoch greifen. Zahlen müssten ihn über die Steuern übrigens auch die Privatversicherten“, so Baas.

Die Ärzte hatten zuletzt vorgeschlagen, dass der Staat für jedes Kind monatlich bis zum 18. Lebensjahr 100 Euro auf ein Gesundheitskonto einzahlt. Baas sieht darin eine sinnvolle Einführung einer kapitalgedeckten Komponente. „Doch wie hält man die Politik davon ab, nach den angesparten Milliarden zu greifen? Das hat in der Vergangenheit nicht sehr gut geklappt“, warnt der Kassenchef.

Gegen eine Abschaffung der Privaten Krankenversicherung (PKV) hätte Baas nichts – notfalls mit einem Bestandsschutz für aktuelle Mitglieder. „Die TK wird sich aber dafür einsetzen, dass das Vergütungsniveau der Ärzte auch ohne PKV insgesamt nicht sinkt, die GKV-Leistungen also besser als heute vergütet würden“, so Baas.

Von der neuen Regierung wünscht sich der TK-Chef mehr Wettbewerb zwischen den Krankenkassen – etwa durch echte Finanzautonomie und Wahltarife. Vor allem eine Reform des Finanzausgleichs ist aus Baas Sicht dringend nötig.

Heute bekämen Kassen zusätzliches Geld, wenn sie viele Kranke in ihrer Statistik hätten. „Viele Kassen wollen deshalb Ärzte und Kliniken dazu bringen, möglichst schlimme Diagnosen zu dokumentieren“, so der Kassenchef. Es könne aber nicht sein, dass für die Kasse „auf dem Papier krank“ finanziell besser sei als „in der Realität gesund“.