Pfeiffer: „Der Vertriebsweg ist nicht entscheidend“ Benjamin Rohrer, 01.07.2013 14:11 Uhr
Die Krankenkassen wollen die Arzneimittelabgabe dem freien Wettbewerb aussetzen. Laut Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, kann die Arzneimittelversorgung so „effizienter und wirtschaftlicher“ gestaltet werden. Auch nach einer eventuellen Liberalisierung müsse aber die Sicherheit bei der Abgabe gewährleistet sein. Dafür brauchen die Krankenkassen allerdings nicht unbedingt die Apotheker: „Diese Sicherheit mache ich nicht an dem Beruf fest, sondern an gesetzlichen Anforderungen“, so Pfeiffer.
Der GKV-Spitzenverband hatte zuvor sein Positionspapier zur Bundestagswahl vorgestellt. Die Krankenkassen sprechen sich für eine umfassende Liberalisierung des Apothekenmarktes aus. So sollen Fremd- und Mehrbesitzverbot abgeschafft werden. Versandhändler, Apothekenketten und unabhängige Apotheker sollen nach den Vorstellungen der Kassen um die Arzneimittelabgabe konkurrieren.
Bei der Präsentation ihres Positionspapiers stellten die Kassenvertreter klar, dass sie keine Vorlieben für Anbieter haben. „Ob sich Apotheker, Versandhändler oder Pick-up-Stellen durchsetzen, wird sich im freien Wettbewerb zeigen“, so Dr. Volker Hansen, Vorsitzender des Verwaltungsrates des Kassenverbandes. Fest stehe jedenfalls, dass es in keinem anderen europäischen Land so „zementierte Strukturen“ wie hierzulande gebe, so Hansen.
Pfeiffer fügte hinzu, dass die Sicherheit bei der Arzneimittelabgabe die äußerste Prämisse habe. „Der Vertriebsweg ist nicht entscheidend“, so Pfeiffer. Die Qualifikation der Apotheker wolle sie nicht grundsätzlich in Frage stellen. „Obwohl man sich mit Blick auf die Ergebnisse mancher Testkäufe schon die Frage nach der Sicherheit in Apotheken stellen muss, erfüllen die Apotheker in der Regel die gesetzlichen Anforderungen“, so die Verbandschefin.
Auf die Frage, ob auch andere Berufsgruppen eine sichere Arzneimittelabgabe gewährleisten könnten, antwortete Pfeiffer: „Wenn diese anderen Gruppen die gesetzlichen Vorschriften erfüllen, sehe ich kein Problem.“
Wo und und von wem Medikamente abgegeben werden sollen, wollte Pfeiffer jedoch nicht beantworten. Dies müsse der freie Wettbewerb entscheiden, so die Kassenchefin.
Letztlich zeigten sich die Kassenvertreter enttäuscht von der schwarz-gelben Bundesregierung, weil es auch unter dieser Koalition keine Liberalisierung des Apothekenmarktes gegeben habe. Der deutsche Markt sei eine weitgehend „wettbewerbsfreie Zone“. „Selbst Schwarz-Gelb hat daran nichts geändert – trotz aller Bekenntnisse zu Markt und Wettbewerb“, so Hansen.