KKH überführt „Teststreifen-Apotheke“ dpa/APOTHEKE ADHOC, 28.02.2017 21:12 Uhr
Jedes Jahr im März präsentiert die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) die spektakulärsten Fälle von Abrechnungsbetrug, die ihren Ermittlern untergekommen sind. Morgen ist es wieder soweit. Mit dabei in diesem Jahr: Eine Apotheke, die 50-mal so viele Blutzuckerteststreifen abrechnete, wie sie tatsächlich abgegeben hatte.
Laut Vorankündigung hat die KKH hat im vergangenen Jahr 810 Fälle von Abrechnungsbetrug mit einem Gesamtschaden von 1,8 Millionen Euro aufgedeckt. Darunter befand sich neben der Apotheke zum Beispiel ein Pflegedienst, der mit frei erfundenen Pflegekursen für Angehörige Geld kassierte.
Weitere Fälle ihrer Betrugsermittler will die Kasse am Mittwoch präsentieren. Außerdem wird das im Juni vergangenen Jahres in Kraft getretene Anti-Korruptionsgesetz bewertet. Wenn Apotheker, Pharmafirmen oder andere Dienstleister Ärzte bestechen, machen sie sich seitdem strafbar.
Im Herbst zitierte KKH-Chefermittlerin Dina Michels im Interview mit der Berliner Zeitung „Schätzungen aus der Branche“, wonach mehr als die Hälfte aller Akteure im Gesundheitswesen in „illegale Machenschaften“ verwickelt ist. Das erscheine ihr plausibel.
2015 hatten Michels und ihr Team in Hannover 287 Fälle von Abrechnungsbetrug aufgedeckt. 2014 waren es noch 343 Betrugsfälle. Die höchste Schadenssumme entfiel wie in den Vorjahren mit knapp 588.000 Euro auf die Apotheken, die mit 26 Fällen auf Platz 3 landeten.
Die meisten neu aufgedeckten Betrüger kamen mit 138 Fällen aus den Bereichen Krankengymnasten beziehungsweise Physiotherapeuten. Dahinter rangierte die Sparte der ambulanten Pflege mit 43 Fällen. Auf Platz 4 lagen zahnärztliche Leistungen (12 Fälle). Dahinter folgten ärztliche Leistungen (11), Krankenhaus (11), Fahrkosten (9), Massage beziehungsweise medizinische Badebetriebe (5), orthopädische Hilfsmittel beziehungsweise Sanitätshäuser (5), Ergotherapie (4), Logopäden (4) und Orthopädietechnik, Orthopädieschuhmacher und Schuhmacher (4).
Im Rekordjahr 2013 hatte die KKH die eigene Schadenssumme auf rund 30 Millionen Euro geschätzt.Bei 44 Betrugsfällen in Apotheken wurde eine Summe von rund 1,6 Millionen Euro zurückgefordert. Damals haben die Ermittler insgesamt 566 Fälle von Abrechnungsbetrug aufgedeckt. In 21 Fällen wurde Strafanzeige erstattet. Bei der KKH sind rund 1,8 Millionen Menschen versichert, davon sind rund 450.000 Familienangehörige. Das Haushaltsvolumen liegt bei rund 5,3 Milliarden Euro. Bundesweit beschäftigt die Kasse rund 4000 Mitglieder.