Retaxationen

DAK: Apotheker sind selbst schuld

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Berlin -

Seit 20. November ist Sönke Krohn „neues Sprachrohr“ der DAK-Gesundheit in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Und schon mit seiner ersten öffentlichen Einlassung hat er sich wenig Freunde gemacht: Die Apotheker seien an Formretaxationen selbst schuld – schließlich hätten sie die Verhandlungen abgebrochen. Axel Pudimat, Verbandschef in Mecklenburg-Vorpommern, kontert.

Die Ostsee-Zeitung berichtet unter der Überschrift „Ohne Kreuzchen kein Medikament mehr“ über den Dauerstreit der Apotheker mit der DAK. Während Pudimat über die Folgen der Retaxationen im Versorgungsalltag berichtet, rechtfertigt Krohn das Vorgehen seiner Kasse.

Die DAK mit 175.000 Versicherten im Land sei „für die wirtschaftliche Verwendung der ihr anvertrauten Versichertengelder zuständig“, so Krohn. Dazu gehöre, Rechnungen der Apotheken auf Richtigkeit zu prüfen. Die Maßstäbe dafür seien gesetzlich und in Verträgen zwischen den Kassen und Apothekern geregelt. „Für den einzelnen Apotheker mag es formalistisch sein, wenn wir Verordnungen beanstanden, auf denen die Arztunterschrift fehlt. Für uns ist dies jedoch ein Fehler, der die Patientensicherheit gefährden kann.“

Im Beitrag wird auch das Beispiel einer Retaxation über 9000 Euro wegen Nichtverfügbarkeit erzählt. Krohn sieht grundsätzlich keinen Anlass zum Einlenken: Nachträgliche Korrekturen seien aufgrund bestehender Verträge unzulässig, so der Sprecher.

Dass sich die Fronten derart verhärtet haben, hätten die Pharmazeuten verschuldet, so Krohn gegenüber der Ostsee Zeitung. Deren Bundesverband habe Verhandlungen über Abrechnungsfehler und deren Folgen abgebrochen. Dennoch hätten DAK-Patienten keine Nachteile zu befürchten: „Medikamente werden aufgrund bestehender Verträge abgegeben.“

Pudimat erklärt in dem Beitrag, dass die Apothekenmitarbeiter kaum noch Zeit hätten, Patienten zu beraten; stattdessen müssten sie Rezepte prüfen. „Bei jeder Abgabe schwebt ein Damoklesschwert über uns. Wir können uns keine Fehler erlauben.“ Noch gelinge es, Ärger von Patienten fernzuhalten, etwa indem man fehlende Daten bei den Ärzten einhole. „Aber das fällt uns immer schwerer.“

Als herausstechendes Negativbeispiel nennt er die DAK. Im Gegensatz zu anderen Kassen erlaube sie nicht, lückenhafte Rezepte nachträglich zu vervollständigen, so Pudimat gegenüber der Ostsee Zeitung. „Kommt ein DAK-Versicherter mit Rezept ohne Unterschrift, schickt man ihn am liebsten gleich wieder in die Praxis.“

Einen Tag vor Erscheinen des Beitrags hat Pudimat gerade wieder Retaxationen der DAK bekommen. Bei pharmazeutischen Bedenken fehle die ausführliche Begründung, so die Kritik. Seine Mitarbeiter schluckten mittlerweile bei jedem DAK-Rezept, berichtet der Verbandschef. „Man wird regelrecht paranoid dabei.“

Er wisse selbst auch, dass Rezepte ordnungsgemäß sein müssten. „Aber mittlerweile wird jede kleinste Nachlässigkeit mit der Höchststrafe geahndet. Das ist vollkommen unangemessen.“ Mit Blick auf seine Mitarbeiter hofft er, „bald DAK-frei zu sein“. Die Patienten sollten aus seiner Sicht nicht die Leidtragenden des Streits sein. Er wolle keinen Patienten dafür abstrafen, dass er in der falschen Krankenkasse sei, so Pudimat. „Aber das wird immer schwieriger.“

Das Problem aus seiner Sicht: Die Verträge seien zu einer Zeit geschlossen worden, als man noch sinnvoll damit umgegangen sei. „Niemand hat damals damit gerechnet, dass Kassen irgendwann nachträgliche Korrekturen verweigern würden, wenn die Versorgung ordnungsgemäß erbracht wurde.“

Heute würden für fehlende Kreuze vierstellige Beträge retaxiert, auch wenn alle Nachweise erbracht würden. Es sei Zeit, dass dies auch an die Öffentlichkeit gebracht werde, findet Pudimat. Denn die DAK sei zuletzt zu weit gegangen, darin sei man sich im Vorstand einig: „Die Grenze zur Kriegserklärung ist überschritten.“

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