Kramp-Karrenbauer setzt sich gegen Merz durch Lothar Klein, 07.12.2018 17:03 Uhr
Mit äußerst knapper Mehrheit haben die 1001 Delegierten die bisherige Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen CDU-Parteivorsitzenden gewählt. Sie erhielt 51,7 Prozent der Stimmen. Die 56-jährige Saarländerin folgt nach 18 Jahren auf Kanzlerin Angela Merkel, die nach den Stimmenverlusten der CDU bei den Landtagswahlen in Hessen ihren Rückzug angekündigt hatte. Kramp-Karrenbauer setzte sich in einer Stichwahl gegen Friedrich Merz durch. Im ersten Wahlgang war Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit 157 Stimmen (15,72 Prozent) ausgeschieden.
Kramp-Karrenbauer erhielt 517 Stimmen, auf Friedrich Merz entfielen 482 Stimmen. Das ist das engste Ergebnis in der Geschichte der CDU. Kramp-Karrenbauer rief die CDU auf, Mut für die Aufgaben der Zukunft zu haben. Die CDU müsse den Mut haben, „nicht den Schwarzmalern hinterherzulaufen. Die CDU müsse die Digitalisierung vorantreiben, einen starken und konsequenten Staat durchsetzen und Verantwortung für das Gemeinwohl auch mit einem Gesellschaftsjahr schaffen.
Erst zu Jahresbeginn war Kramp-Karrenbauer nach sieben Jahren an der Spitze der Landesregierung in Saarbrücken als CDU-Generalsekretärin in die Bundespolitik gewechselt. Damit rückte die enge Vertraute von Merkel zugleich in eine Schlüsselposition für die Nachfolge der CDU-Vorsitzenden. Die Idee, kein Amt in der Bundesregierung, sondern an der Spitze der Partei zu übernehmen, soll zwischen Merkel und ihr bereits vor der Bundestagswahl 2017 verabredet worden sein.
Die Saarländerin gehört nicht nur zu den engsten Vertrauten der Kanzlerin, sie deckt politisch verschiedene Strömungen in der Partei ab: In der Sozialpolitik gehört Kramp-Karrenbauer zum linken Spektrum der CDU, in der Innen- und Gesellschaftspolitik vertritt die 55-Jährige andererseits konservative Positionen. Auch die Apotheker können auf die neue CDU-Chefin bauen: Die Saarländische Landesregierung hat sich in der Vergangenheit mehrfach für ein Rx-Versandhandelsverbot stark gemacht.
Mit ihrem Sieg bei den saarländischen Landtagswahlen im Frühjahr 2017 leitete Kramp-Karrenbauer auf dem Höhepunkt des Hypes um den damals frisch nominierten SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz eine Trendwende zugunsten der CDU ein. Kramp-Karrenbauer hatte 2011 zunächst in Saarbrücken eine Koalition von CDU, FDP und Grünen von ihrem Vorgänger Peter Müller übernommen, die sie allerdings ein Jahr später aufkündigte. Danach regierte sie in einer großen Koalition mit der SPD.
Annegret Kramp-Karrenbauer lebt mit ihrer Familie in Püttlingen. Sie wurde am 9. August 1962 in Völklingen geboren. 1982 machte sie ihr Abitur am Marie-Luise-Kaschnitz Gymnasium im selben Ort. 1982 begann sie ihr Studium der Rechts- und Politikwissenschaften an den Universitäten in Trier und Saarbrücken. 1990 schloss sie das Studium mit Magister Artium ab. Seit 1991 ist die Saarländerin Mitglied der CDU.
Mit der Wahl zur neuen CDU-Vorsitzenden dürfte Kramp-Karrenbauer beste Aussichten auf die Nachfolge von Merkel im Kanzleramt verfügen. Merkel hat bereits angekündigt, nicht noch einmal als Bundeskanzlerin zu kandidieren. Es wird damit gerechnet, dass Merkel ihrer Wunschnachfolgerin rechtzeitig von der nächsten Bundestagswahl im Herbst 2021 den Weg ins Kanzleramt frei macht.