Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Krebsmedikamente sind nach einem Bericht des ARD-Magazins „Report Mainz“ dramatisch gestiegen. Im vergangenen Jahr hätten sich die Kosten die Zytostatika auf 1,4 Milliarden Euro erhöht, berichtete das Magazin am Montag. Das sei binnen fünf Jahren eine Zunahme von 285 Prozent. Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer, Professor Wolf-Dieter Ludwig, verlangte eine grundsätzliche Neuregelung. Ansonsten sei das Gesundheitssystem nicht mehr finanzierbar.
Der Vorstandschef der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), Ingo Kailuweit, rief die Bundesregierung zum Handeln auf. „Wenn multinational operierende Pharmahersteller die liberale Situation in Deutschland ausnutzen, um Jahr für Jahr exorbitante Preissteigerungen zulasten von Millionen Beitragszahlern durchzusetzen, so ist der Gesetzgeber gefordert“, sagte Kailuweit. Notwendig sei „eine umfassende Strategie der Kostenbeherrschung insbesondere im Hinblick auf Krankheiten wie Aids, Krebs, Diabetes und Multiple Sklerose“.
„Niemand will Preisdiktate, niemand will das Engagement in der Forschung schmälern“, betonte der KKH-Chef. Zugleich wies er jedoch darauf hin, dass die Pharmaindustrie „hohe Milliardenbeträge für bloße Marketingbemühungen“ ausgebe. Es müsse eine „qualifizierte Kosten-Nutzen-Bewertung neuer Arzneimittel“ geben. Der Pharmakologe Professor und Mitherausgeber des „arznei-telegramms“ Peter Schönhöfer zweifelte in der ARD den Zusatznutzen vieler neuer Krebsmittel an.
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