Kommunikation

2,3 Kilometer Rohrpost für Südharz-Klinikum

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Berlin -

Die Post hat sich längst davon verabschiedet, Rohrpostnetze unter Städten waren einmal. Doch in Kliniken erlebt die Rohrpost seit Jahren ein Revival. Als Transportmittel für Blut- und Gewebeproben, Arzneimittel oder Röntgen-Bilder ist sie in vielen Krankenhäusern unverzichtbar. Im Südharz-Klinikum Nordhausen umfasst das System insgesamt 2281 Meter.

Angeschlossen sind alle Stationen, OP-Säle, der Kreißsaal, die Pathologie, die Notfallaufnahme und die Funktionsdiagnostik, die Röntgenabteilung und das Labor, die Apotheke und Verwaltung sowie die Transfusionsmedizin. Insgesamt kann nach Angaben des Klinikums an 59 Standorten Rohrpost empfangen und gesendet werden.

Die Bedienung ist recht simpel: Das zu übermittelnde Papierdokument, die Probe fürs Labor, der Schnellschnitt für die Pathologie oder das Medikament müssen einfach in eine gläserne Kapsel gelegt werden. Diese wird verschraubt und in Startposition gebracht. An den Sendestationen wird der Zielort per zweistelligem Code eingeben. Los geht die Fahrt. Getrieben von Über- und Unterdruck und gesteuert von Computern erreichen die Büchsen eine Geschwindigkeit von sechs bis sieben Metern pro Sekunde.

Vom „Zentralverteiler“, der sich im Südharz-Klinikum nahe der Notaufnahme befindet, gehen insgesamt neun Rohre ab und verschwinden oben in den Wänden: Hier beginnen die Rohrpostlinien, die sich in den Häusern des Klinikums weiter verzweigen. Rund 2,3 Kilometer Meter umfasst das Rohrpost-System des Klinikums.

Auch die Apotheke des Südharz-Krankenhauses ist an die Rohrpostanlage angeschlossen. Deren Mitarbeiter profitieren von diesem außergewöhnlichen Transportsystem vor allem dann, wenn es schnell gehen muss, an den Wochenenden und während der Nachtdienste. Selbst zwischen den einzelnen Stationen können Medikamente hin und her geschickt werden.

Als Transportweg für die Hauspost werden die Druckluftröhren noch lange das Mittel der Wahl sein, ist man sich hier sicher. Die Rohrpost-Anlage der Klinik ist erst seit 2006 in Betrieb. Etwa 1400 Sendungen würden pro Tag auf Reisen durch das hinter Wänden versteckte Rohrsystem geschickt. Rund 220 Kapseln sind in Umlauf.

Die Rohrpost-Technik ist alt: 1863 ging die erste Anlage in London in Betrieb. Seine Blütezeit in Deutschland erlebte das System in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, hauptsächlich um Briefe und Telegramme in Großstädten zwischen Postämtern hin- und her zu schicken.

Großstädte wie Hamburg, Düsseldorf oder München betrieben Rohrpostsysteme. Und auch die Hauptstädter konnten seit dem 1. Dezember 1876 Rohrpost-Briefe und -Karten durchs öffentliche Röhrennetz jagen. Die Erfolgsgeschichte der öffentlichen Rohrpost dauerte bis nach dem Zweiten Weltkrieg.

Mit der immer stärkeren Verbreitung des Telefons in den 50er- und 60er-Jahren ging das Rohrpostaufkommen allerdings rapide zurück. In Westberlin wurde der Betrieb 1971 eingestellt, Ostberlin nahm 1976 endgültig Abschied. Was in Berlin das Telefon schaffte, erledigte in Hamburg schon 1962 die Flut: Das Wasser flutete das Röhrennetz und besiegelte das Ende der Rohrpost.

Im öffentlichen Leben hat die Rohrpost heute zwar weitgehend ausgedient, aus Krankenhäusern ist sie aber kaum wegzudenken: So schlängelt sie sich auch durch das Heidelberger Universitätsklinikum, die Leipziger Uni-Frauenklinik oder die Berliner Charité. An der Leipziger Uni-Klinik sind fast alle Abteilungen bis hin zur Pathologie an die Rohrpost, die neben der in Heidelberg die längste Krankenhaus-Rohrpost Deutschlands sein soll, angeschlossen. Rund 21 Kilometer Rohre ziehen sich eigenen Angaben nach durch die Gebäude und unter den Wegen des Campus entlang.

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