Abda-Apothekenklimaindex

Kommt die Reform, rollt die Schließungswelle Nadine Tröbitscher, 08.10.2024 13:15 Uhr

Knapp drei von zehn Befragten ziehen die Schließung oder den Verkauf existierender Haupt- oder Filialapotheken in Betracht, wenn die Reform in der jetzigen Version durchkommt. Foto: APOTHEKE ADHOC
München - 

Die Stimmung in den Apotheken ist im Keller – weder die aktuelle Lage noch die Zukunftsaussichten werden positiv bewertet. Kommt die Apothekenreform durch, ziehen drei von zehn befragten Inhaber:innen laut Abda-Umfrage eine Schließung in Betracht.

Seit 2016 erhebt die Abda den Apothekenklimaindex, noch nie waren die Werte so schlecht wie jetzt: „Die Erwartungen an die Entwicklung der Branche in den nächsten zwei bis drei Jahren sind so negativ wie nie zuvor“, so Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening im Vorfeld des Deutschen Apothekertags (DAT) in München. Vier von fünf (83 Prozent) Befragten gehen von einer schlechter werdenden Entwicklung aus – darunter sind 60 Prozent, die eine „deutlich schlechter“ werdende Entwicklung erwarten. Zum Vergleich: 2021 sagten nur 20 Prozent der Befragten von eine „deutlich schlechtere“ Entwicklung voraus.

Und auch für die eigene Apotheke blickt der Großteil negativ in die Zukunft. Zwei Drittel (63 Prozent) der Inhaber:innen gehen von einer schlechten Entwicklung ihrer Apotheke in den nächsten zwei bis drei Jahren aus.

Kein Wunder, dass die Mehrheit keine Investitionen plant, und auch Neueinstellungen will mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Befragten in den kommenden zwei bis drei Jahren nicht vornehmen. Vor drei Jahren waren es 32 Prozent. Demgegenüber stehen rund 78 Prozent der Apothekeninhaber:innen, die keine Entlassungen planen. Aber: „Insbesondere beim pharmazeutischen Personal steigen die geplanten Entlassungen auf 19 Prozent deutlich an.“

Auch bei der Nachfolgesuche gibt es kaum Zuversicht. Knapp 34 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich kein Nachfolger finden lässt – ein neuer Höchstwert. 2021 waren es nur knapp 15 Prozent.

Die Apotheke hat als Arbeitsplatz an Attraktivität verloren. Drei von vier Befragten rechnen damit, dass sich bei einer ausgeschriebenen Stelle für Approbierte nur einer oder gar kein Bewerber finden würde. Bei PTA sind es 70 Prozent.

Im Alltag zeigen sich zahlreiche Ärgernisse. Allen voran die überbordende Bürokratie, Lieferengpässe, Personalmangel und eine unzureichende Honorierung. In der Apothekenreform sehen die Befragten keine Verbesserung, sondern Risiken bei Honorierung (88 Prozent) und Strukturen (85 Prozent).

Und wenn die Reform so kommt, wie sie derzeit bekannt ist – mit Honorarumverteilung, Apotheke ohne Approbierte und Möglichkeit verkürzter Öffnungszeiten – werden die Befragten Maßnahmen ergreifen? Die Mehrheit der befragten Apothekeninhaber:innen plant aktuell keine Maßnahmen (rund 37 Prozent). Aber knapp drei von zehn Befragten ziehen die Schließung oder den Verkauf existierender Haupt- oder Filialapotheken in Betracht. Mehr als ein Viertel erwägt eine Reduzierung von Öffnungszeiten.

Die Abda hatte im August und September durch Iqvia insgesamt 4100 Apotheken anrufen lassen, 500 beteiligten sich dann an der Umfrage.