Kommentar

Einstimmiger Stimmungswechsel

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Berlin -

War alles nur Spaß. Das Apothekerhaus wird nicht erweitert. Kurzum: Das ist eine sehr vernünftige Entscheidung. Und es ist anzuerkennen, dass die ABDA-Spitze den Gesichtsverlust einsteckt und sich korrigiert. Denn eine Schnapsidee war es von Anfang an. Als Erfolg verkaufen sollte die ABDA das Ganze deshalb nicht.

Der Vorgang: Im Februar 2013 entschied der Gesamtvorstand der ABDA – 41 führende Funktionäre –, das Haus zu behalten und für 15 Millionen Euro auszubauen. Dann wurde länger als ein Jahr gemessen, geprüft und geplant. Der Geschäftsführende Vorstand besprach sich am 29. April und dann noch einmal am 20. Mai. Dann stimmte wiederum der Gesamtvorstand zu. Gestern sollte die Mitgliederversammlung den Vorstand „mit der Durchführung der hierfür erforderlichen Maßnahmen“ beauftragen. Alles war geplant.

Doch irgendwann um Fronleichnam beugte man sich im Mendelssohn-Palais noch einmal über die sogenannte Grobplanung und erschrak: Der Platz würde gar nicht ausreichen, wenn die ABDA-Familie im erwarteten Umfang wächst. Einstimmig entschloss sich der Geschäftsführende Vorstand am Dienstag, das Dach drauf zu lassen, einstimmig folgten gestern die Funktionäre. Jetzt soll das Haus verkauft werden.

Rätselhaft bleibt, welche neuen Erkenntnisse denn nun eigentlich vorlagen. Natürlich gab es noch keine konkreten Baupläne, aber immerhin hatte man schon einen Statiker ausrechnen lassen, dass der sandige Berliner Boden auch zwei Etagen mehr trägt. Auch der Zugewinn an Büro- und Verkehrsflächen steht auf den Quadratmeter genau in den Plänen. Und die Prämisse, nicht enger zusammenrücken zu wollen, dürfte ebenfalls nicht neu sein.

Dass die ABDA-Spitze ihre Baupläne jetzt als vagen Prüfauftrag herunterspielt, hat wohl eher damit zu tun, dass ihr das Thema ansonsten um die Ohren geflogen wäre. Die Vertreter aus den Mitgliedsorganisationen hätten es wohl nicht durchgehen lassen, dass es keinen Alternativvorschlag geben sollte. Den Satz: „Macht erst einmal eure Hausaufgaben!“ wollte man sich von den Mitgliedern nicht abholen, also wurde die drohende Debatte proaktiv beendet.

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn die Apotheker – also die Hausbesitzer – von den Hausbesetzern früher informiert worden wären. Stattdessen wettete Schmidt lieber mit Bayerns Verbandschef Dr. Hans-Peter Hubmann darauf, wann das verschlossen gehaltene Dokument seinen Weg in die Öffentlichkeit finden würde. Das ist anscheinend die neue Transparenz.

Das Wendemanöver hat immerhin den positiven Nebeneffekt, dass der jetzt geplante Verkauf der Immobilie leichter zu begründen ist. Zumindest ein bisschen Schaden wird so von denen abgehalten, die das Mendelssohn-Palais damals unbedingt haben wollten. Ob man nicht auch 2001 schon hätte ahnen können, dass es sich bei einem historischen Bankhaus nicht um ein ideales Bürogebäude handelt, steht auf einem anderen Blatt.

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